Wer Ben Benjamins neues Album zu verstehen versucht, der lässt sich vielleicht vorerst vom Titel desselben leiten – selten passt die Namensgebung vordergründig so gut auf die Musik. Aber geht es auf „For Long Drives and Temporary Diversions“ wirklich um kurzweilige Ablenkung, um den nebensächlichen Zeitvertreib, und kann das überhaupt die Intention eines Musikers sein? Worum geht es hier wirklich?
Die zehn Tracks sind weder wirklich melancholisch, noch nach vorne gewandt positiv oder fröhlich. Es gibt auch keinen Gesang, der Informationen liefert. Benjamin arbeitet mit klassischem Schlagzeug und Gitarren, mit sphärischen Hintergrundklängen; experimentellere Klänge setzt er nur behutsam ein. Den Hörer beschleicht die Frage nach Benjamins Aussage – und dieser lässt uns erst einmal in der Luft hängen. Seine Musik hat etwas Unfertiges, vermeintlich Beliebiges. Konturlosigkeit etwa als Interpretation der Wahrnehmung eines sinnüberfluteten Großstädters mit chronischem Mangel an Aufmerksamkeit, der in der Fülle an musikalischem Input nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht?
Wenn Benjamin das gewollt haben sollte, so hat er mit diesem Album brilliert: die Wendungen, das Träumerische, und eben das Unfertige, eingebettet in seiner letztlich einfach guten Musik, schaffen es nach einiger Zeit, den Hörer zu berühren. Dieser hält inne, entsagt der Geschwindigkeit, der Belanglosigkeit, und gelangt zu dem, was das höchste Ziel von Musik sein mag: einem Gesinnungswandel. Letztlich aber nur für den Moment. Und genau die Traurigkeit dieser Erkenntnis zieht sich durch das Album, welches so eigentlich dramatisch wird – an der Tür klopfen leise Verzweiflung und Überforderung, denen Benjamin einen musikalisch verpackten, flüchtigen Hoffnungsschimmer entgegensetzt.
Preview:
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Tracklist:
- This Is Why We Rock
- He Writes Fiction The Write Humor
- Oblivious Athlete
- Fear Of Silence
- Finding The Perfect Egg
- Soft Fingers Of Pop Singers
- Proud People Everywhere
- When Is Next Practice
- Never Gets Easier
- Sometimes We Need No Sleep