Biosphere – N-Plants

Im Februar 2011 stellt der Producer Geir Jenssen unter dem Namen Biosphere irgendwo in Norwegen sein Ambient-Album ‚N-Plants‘ fertig. Knapp einen Monat später und tausende von Kilometern weiter sorgt ein Erdbeben dafür, dass ein Atomkraftwerk die elektrische Energieversorgung verliert und die Konsequenz nach sich zieht, dass seine Reaktorkerne nicht ausreichend gekühlt werden. Es kommt zu Explosionen, Bränden und zur Freisetzung erheblicher Massen radioaktiver Stoffe. Die junge Generation wird erneut Zeuge einer riesigen Katastrophe, die die Umweltpolitik nahezu zu einem Tornado aufwirbelt.

Und nun der Zusammenhang: Nichts geringeres als ein Atomkraftwerk in Japan war die große Inspirationsquelle Geir Jenssen’s bei der Entstehung von ‚N-Plants‘. Es ist ein Konzeptalbum, das sich mit dem Nachkriegsjapan und seiner Rekonstruktion beschäftigt und sich dabei sehr stark auf Atommeiler besinnt. Zitat: „Ich entschied mich dazu, ein Album aufzunehmen, das vom japanischen Nachkriegswunder beeinflusst ist. Als ich nach mehr Informationen suchte, fand ich ein altes Foto des Mihama Atomkraftwerks. Die Tatsache, dass so ein futuristisch wirkendes Kraftwerk an einer so schönen Stelle direkt am Meer stand, machte mich neugierig. Ist es sicher im Fall von Erdbeben und Tsunamis?“

Beim Lesen dieses Zitats wird der eine oder andere mit Sicherheit in Sprachlosigkeit erstarren. Schon – oder vielleicht vor allem – der Opener ‚Sendai-1‘ führt die ergreifenden Bilder der Katastrophe von Fukushima erneut vor Augen. Die nach Sirenen klingenden Samples ziehen sich durch den gesamten Track und hinterlassen am Ende eine zutiefst destruktive Atmosphäre. Die für Biosphere ungewöhnlichen Beats auf ‚Shika-1‘ oder ‚Genkai-1‘ – dem wohl stärksten Track des Albums – und die auf japanisch geflüsterten Satzfetzen auf ‚Monju-1“ sorgen für den Rest.

‚N-Plants‘ lässt sich musikalisch nicht ohne Weiteres beschreiben. Natürlich ist Geir Jenssen wieder eine hervorragende, wenn auch atypische Mischung aus Ambient und Techno gelungen. Allerdings lenkt die Geschichte hinter dem Album oft von der Musik ab und verschiebt den Fokus. Natürlich ist das in diesem Fall gut so.

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/biosphere_n-plants_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Sendai-1
  2. Shika-1
  3. Jōyō
  4. Ikata-1
  5. Monju-1
  6. Genkai-1
  7. Ōi-1
  8. Monju-2
  9. Fujiko

(Touch)