The Toxic Avenger – ANGST

„He’ll go from cleaning nerd to cleaning crime-fighter.“ Hört sich ein wenig trashig und abstrus an? Ist es auch, soll es auch sein. Das war eine der Phrasen, mit denen 1984 für den Film The Toxic Avenger Werbung gemacht wurde. Kurzinhalt gefällig? Melvin Junko ist eine nerdige Reinigungskraft in einem Fitness-Studio und fällt dank der puren Boshaftigkeit der dortigen Mitglieder in eine Tonne mit gefährlichem Chemiemüll. Er mutiert zum hässlichen Kraftmonster, verliebt sich in die blinde Sara, macht die Bösewichter der Stadt Tromaville fertig und wird damit zum Stadthelden, trotz seines garstigen Aussehens. Der Film ist mittlerweile ein Kultklassiker der B-Movies, wird wohl bald von Hollywood neu aufgelegt und hat damals sogar zwei Nachfolger bekommen, die kommerziell aber nicht an die Vorlage heranreichten.

Der Franzose Simon Delacroix hat sich ausgerechnet den beschriebenen Film als Namenspatron ausgesucht. Simon spielte schon mit zwölf Jahren in verschieden Schulpunk- und Hardcore-Metal-Bands. Eine Leidenschaft, die er nie ganz aufgegeben hat und der er heute noch manchmal frönt. Unter dem Pseudonym „The Toxic Avenger“ macht er allerdings gängige Electro-Dance Tracks mit starken Vocal-Einflüssen. Der Rolling Stone will ihn im Auge behalten und Auftritte mit Mstrkrft, Vitalic und den berühmt-berüchtigten Public Enemy gibt der Redaktion Recht. Seit 2007 hat Delacroix einen Plattenvertrag, früher bei Iheartcomix Records, heute bei Roy Music. Und dort ist jetzt auch sein Debütalbum „ANGST“ erschienen.

Delacroix‘ Metal-Vergangenheit leugnen kann das Album nicht, die Beats klingen oft dreckig und hart, was aber die tanzwütige Clubgemeinschaft nur freuen dürfte. Denn tanzen kann man zu dem gesamten Album, eine Ruhepause wird dem Hörer, ganz wie im Club, fast nie gegönnt. Selbst etwas ruhigere Stücke wie „Never Stop“ (eine Zusammenarbeit mit dem Jazzmusiker Robert Bruce) eignen sich noch gut zum Schwingen der Hüfte. Trotz der durchgehenden Tanzbarkeit hat das Album so etwas wie ein Konzept, getrennt in vier Teile durch die Stücke „Angst One“ bis „Angst Four“. Teil eins ist eher poppig orientiert, in Teil zwei kommen etwas langsamere Stücke zum Zug, Teil drei besticht durch Breakelemente (unter anderem mit der Zusammenarbeit mit Messinian, einem MC aus Philadelphia), bevor der vierte Teil dann nochmal etwas ruhiger das Album beschließt.

Insgesamt ist „ANGST“ aber ein tolles Album für den Dancefloor geworden, die Sounds und Synthiemelodien haben den nötigen Groove und die Beats die nötige Härte. Dennoch wird die Platte trotz eingängiger und durchweg gut produzierter Tracks schwer haben, den Kultstatus des Films zu erreichen – denn was fehlt, ist ein Alleinstellungsmerkmal, ein gewisser Sound, den kein anderer hat, eine Stimme, die man nur mit Toxic Avenger assoziiert. Das kann Simon Delacroix aber noch entwickeln, das Potenzial ist allemal da. Bis dahin gilt das Motto: „Criminals, beware of the Toxic Avenger. He will kick your butt HARD!“

Preview:

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Tracklist:

  1. Intro
  2. Angst One (feat. SomethingALaMode)
  3. C.O.L.D. (feat. Bonjour Afrique)
  4. Alien Summer (feat. Annie)
  5. I’m Your Stalker (feat. Lexicon)
  6. Angst Two
  7. Never Stop (feat. Robert Bruce)
  8. NU 1553
  9. 321 (feat. Heidi Cannon)
  10. Angst Three
  11. Kate
  12. ‚Til The Wheels Fall Off (feat. Messinian)
  13. Pleurer Les Garcons (feat. Simone Elle Est Bonne & Flairs)
  14. Angst Four
  15. Outro
  16. N’importe Comment (feat. Orelsan & Lexicon) (Extended Version)

(Roy Music)