Mehr Sponsoring oder weniger Party?

Ist der Karneval der Kulturen in Gefahr, weil das Geld nicht reicht? Die Gruppe Afoxé Loni, die traditionell den Karnevalsumzug eröffnet, klagt in einem offenen Brief, dass sowohl die Stadt als auch zahlreiche Wirtschaftsbetriebe enorm vom Multikulti-Event profitieren,  die Protagonisten hingegen leer ausgehen. „Die Gruppen finanzieren sich von Anbeginn der Veranstaltung vollständig selber“, sagt uns Nadja Mau von der Werkstatt der Kulturen, die den Karneval organisiert. „Wir haben durch den offenen Brief nun endlich die Aufmerksamkeit für ein Problem, dass es seit vielen Jahren im Karneval gibt.“ Denn die Kosten für  die Teilnahme sind nicht wenig: bis zu 20.000 Euro geben Gruppen wie Afoxé Loni pro Jahr für ihren Auftritt aus.

Afoxé Loni reicht es nun. Die Gruppe kündigt an, den Karneval 2012 zu boykottieren und fordert in einer Pressemitteilung „die Einsetzung eines Karnevalsfonds, an den die Gruppen in einfacher, auch für Nicht-Muttersprachler verständlicher Form Förderanträge für den Karneval stellen können.“

Aufgeschreckt durch den Brandbrief hat der Senat mittlerweile reagiert und plant, Veranstalter und Vertreter der Tourismuswirtschaft zusammenzubringen. Auch Nadja Mau hofft, dass die verstärkte Aufmerksamkeit für die Sorgen und Nöte der Gruppen mehr kleine und mittlere Unternehmen dazu bewegen werden als Sponsoren aufzutreten.

Einige Teilnehmer haben auch schon gute Erfahrungen mit Sponsoring gemacht. Für andere hingegen ist allgegenwärtiges Sponsoring eine Horror: „Wenn schon Sponsoren, dann aber so, dass die nicht im Vordergrund stehen!“, sagt Erik Carepack, der selbst auf dem Karneval mit einem Wagen angetreten ist und den über eine After-Show-Party finanziert. Nadja Mau fällt noch eine weitere Lösung ein: Die Zuschauer könnten die Teilnehmer auch direkt unter die Arme greifen. „Die Gruppen stehen alle bei uns auf der Webseite, man kann direkt auf sie zugehen und sagen: Wir würden euch gerne unterstützen.“