Hinter Germany Germany verbergen sich glücklicherweise keine nationalistischen Volldeppen, sondern der Ingenieursstudent Drew Harris aus Victoria, der in kürzester Zeit bereits 3 EPs und sein Debütalbum „Radiowave“ herausgebracht hat. Mit „Adventures“, das er dieser Tage auf seinem eigenen Label Distorted Disco Records veröffentlichte, legt der Kanadier sein zweites Album in voller Länge (17 Tracks mit einer Stunde Laufzeit) nach, das entspannten Electro-Pop und Synthie-Rave à la Justice und Slagsmålsklubben abliefert. Drew selbst sieht seine Einflüsse in der Musik von New Order, Daft Punk und The Postal Service und bezeichnet seinen Stil ganz treffend als „Electrogaze“.
Auf „Adventures“ erwartet uns ein weniger abenteuerliches, vielmehr solides Album, das flutscht und so gut wie keine Ausschussware und schnödes Füllmaterial enthält. Mit dem Intro, das nur eines von vielen möglichen Varianten sein soll und eine vage Ahnung des Künstlers immenser Produktivität durchblicken lässt, geht es auch schon gekonnt los: ein paar kurze, einführende Worte, klassisch-pochende Beats und ab in die Dance-Initiative, die einen bis zum Ausklang des Albums (bis auf wenige Atempausen) auch nicht mehr loslassen wird. „Cold Hands“ (Track 3) experimentiert ein wenig mit versetzten Beats und verschiedenen Soundskizzen, ohne jedoch angestrengt zu sein oder an Melodiösität und Eingängigkeit einzubüßen.
Titeltrack Nummer I (auf der Platte jedoch Track 5) ist zugleich verspielt und amüsant-abgefahren, wohingehen „Adventures II“ (Track 11) auf Gefrickele und tiefer gelegte Bässe setzt. „Too Fast“ ist wider Erwarten gar nicht zu schnell. Und „Natural“ zusammen mit Donne von TLGLTP (Siehe Video) ist angenehm melancholisch. Ebenso verhält es sich mit „See You Through I“ – einem ordentlichen Beitrag zur Chillwave-Bewegung. Steffaloo, die schon bei einigen Songs von Blackird Blackbird ihre kuschelige Stimme zum Besten gab, veredelt auch hier das sphärische „Just Go“.
Die tanzbarsten und reizvollsten Tracks auf „Adventures“ sind neben abshließenden „Sleeping Pills“, vor allem „Dance“ (hier sind Inhalt und Name ausnahmsweise mal deckungsgleich) und „Romance“. Obwohl die Stücke auf den ersten Blick allesamt durchweg eingängig und simpel daher kommen, lässt sich bei vielen eine Entwicklung erkennen, die wie bei „See You Through II“ (Track 15) interessant und abwechslungsreich ist und dem verbreiteten Verständnis, diese Art von Musik sei langweilig und uninspiriert, entgegen steht.
Und obwohl das Projekt Germany Germany erst seit anderthalb Jahren existiert, ist Drew Harris mit „Adventures“ ein verblüffend gutes Album gelungen, das sich für Freunde der sowohl tanzbaren aber auch entspannten synthie-elektronischen Musik nur empfehlen lässt. Käuflich zu erwerben (13 $) und frei streambar gibt es das Album hier.
Preview:
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Tracklist:
- Intro III (We Tried)
- Take Your Time
- Cold Hands
- Transatlantic
- Adventures I
- Dance
- Romance
- See You Through I
- Take Me Home
- Intro IV (Order/Disorder)
- Adventures II
- Too Fast
- Natural (feat. Donne of TLGLTP)
- Reflections
- See You Through II
- Just Go (feat. Steffaloo)
- Sleeping Pills