Straße der Besten

Berlin ist „arm und sexy“.  Diese Kombination ergibt den Nährboden für Kunst, seltsame Projekte und schräge Vögel. Ja, und die Berliner sollten stolz auf diese Besonderheit sein, welche sie sich mit der höchsten Arbeitslosenrate Deutschlands erkaufen. Hat man sich auch beim Berliner Senat gedacht und mit eine große Präsentation Based in Berlin eine große Schau Berliner Gegenwartskunst zusammen gestellt, welche bis zum 24. Juli 80 in Berlin arbeitende Künstler vorstellt. Der Überblick über die aktuelle Berliner Szene  kennt thematisch als auch arbeitstechnisch keinen Schwerpunkt. Über Malerei, Skulpturen, Fotos, Filmen bis zu Installationen und Lesungen ist alles dabei – die Künstler aus insgesamt 26 Ländern liefern Arbeiten zu unterschiedlichsten Themen.

Am Anfang war das Problem, aus 1200 Bewerbern 80 passende zu wählen. Hauptkriterium des Kuratoren-Teams war, dass die Künstler in Berlin arbeiten und in den letzten 5 Jahren keine große Ausstellung in einem Museum hatten – aber dennoch mit ihren Arbeiten in einer kritischen Öffentlichkeit bestehen können. Dennoch gab es Zank: 1,6 Millionen Euro zahlte der Berliner Senat für die „Leistungsschau“ angesagter Kunst, einem Lieblingsprojekt von Bürgermeister Klaus Wowereit.  Und viele Berliner Künstler blieben dennoch unberücksichtigt. Als Reaktion organisierte die Kunsthochschule Weißensee nun gleichzeitig eine Ausstellung „Die Leistungsschau“ in der Kunsthalle am Hamburger Platz. Die eingereichten Arbeiten wurden nicht kuratiert, sondern mussten nur bestimmte Formalia bedienen. Zu sehen ist die Kunst dort vom 11.bis zum 30. Juni.

Das Atelierhaus im Monbijoupark in Berlin-Mitte ist der Mittelpunkt des Geschehens. Weiterhin sind Ausstellungen im KW Institute for Contemporary Art, in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, im Neuen Berliner Kunstverein und in der Berlinischen Galerie zusehen.

Ein paar Highlights: Im Hamburger Bahnhof lässt der Däne Simon Dybbroe Moller Bücher von Klavierspielern live vertonen und erzeugt damit eine ganz besondere Atmosphäre. Von Matthias Fritsch gibt es unter anderem das Video „We, Technoviking“ zu sehen. Das basiert auf den mittlerweile sehr berühmten Youtube-Clip eines Technotänzers.

Neben Videoinstallationen werden auch ganze Filmabende gestaltet. Auch selbst mitgebrachte Filme können sich bei eiem Open Screening dem Urteil des Publikums stellen. Am 13. Juli kann jeder seinen Film ins Atelierhaus am Monbijoupark mitbringen. Einzige Regel: Film oder Video dürfen nicht länger als 25 Minuten sein! Jeder Besucher kann mit der roten Karte den Film stoppen oder gleich am Mikro austeilen.

Die Kombination Musik und Kunst ist auch vertreten: Mariechen Danz performt „Knot in Arrow:  The Dig of Nobody“. An drei Tagen – so gesehen in 3 Akten – bringt sie Abbildungen  aus Wissenschaft und Kunstgeschichte zum Tanzen. Sie zeigt uns, dass in antiken Karten Comic-Charaktere versteckt sind und das anatomische Modell in der Medizin auch ganz eigene ästhetische Qualitäten hat. Die Livemusik dazu ist aus ihrem ersten Album, das sie zusammen mit  Alex Stolze von Bodi Bill und Matthias Geserick aufnimmt.

Am 8. Juli gibt Hush Hush aka Christopher Kline ein Konzert. Der Gründer des Labels Feather Throat, welches sowohl Bücher als auch Musik veröffentlicht,  produziert neben Filme und Performances auch ganz tanzbare Musik.

Das ganze Programm und die Künstler von Based in Berlin gibt es auf der Homepage des Projektes. Bleibt für die kommenden 5 Wochen noch sehr viel zu entdecken. Dabei ist man vor allem auf das eigene Gespür angewiesen. Die Ausstellung verzichtet auf Erklärtexte.  Wer genaueres erfahren will, muss einen Blick in den Ausstellungskatalog werfen.

Based in Berlin, 8.Juni-24.Juli 2011, Eintritt frei

Orte:

  • Atelierhaus Monbijoupark, Oranienburger Straße 77, Berlin-Mitte,  S Oranienburger Straße
  • KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, Berlin-Mitte, S Oranienburger Straße
  • Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50-51, Berlin-Mitte, S Hauptbahnhof
  • Neuer Berliner Kunstverein, Chausseestraße 128, Berlin-Mitte, S Oranienburger Straße
  • Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, Berlin-Kreuzberg, U Hallesches Tor