GusGus – Arabian Horse

Der Sound von GusGus hat viele Töne, Stimmen und Gesichter. Gegründet 1995 in Reykjavík als elektronische Soul-Band in Form eines zwölfköpfigen Avantgarde-Kollektivs von Musikern, Produzenten, Filmemachern und Performern, ist nach zahlreichen Mitglieder- und auch Sängerwechseln mittlerweile ein Trio verblieben. Doch GusGus haben sich in der Musikwelt längst etabliert und reihen sich zwischen Faithless, Leftfield und Kosheen ein, dürfen dabei laut ihrem Kölner Label Kompakt mit „Icelandic Hi-Tech Soul“ getaggt werden.

Das Cover ihres mittlerweile achten Studioalbums schmückt nun statt eines niedlichen, heimischen Islandponys ein prächtiger, arabischer Schimmel – passend zum Titel „Arabian Horse“.  Weniger am Boden verhaftet war die einzigartige Promo-Aktion für das Album: Die zehn neuen Tracks wurden bei einer „fliegenden Premiere“ vorgestellt, denn Fluggäste von Icelandair durften die Musik vor der Veröffentlichung an Bord probehören. Auch BLN.FM widmet sich den Klängen von GusGus und stellt fest, dass sich beim neuen Album einige Hits anbahnen.

Beispielsweise der Track „Over“, der mit durchlaufender Bassdrum, rhythmisierten Synthieflächen und den vertrauten „unkonventionellen Gesangslinien“ (laut.de) von Vokalist Daníel Ágúst Haraldsson besticht. Die vorherige Sängerin der Band Urður „Earth” Hákonardóttir harmoniert im Duett mit Daníel Ágúst, beide Stimmen ergänzen sich hervorragend und scheinen perfekt aufeinander abgestimmt, so auch in „Be With Me Now“. Einen flüchtigen Schwenker in die Folklore bietet der Track „Deep Inside“ (Track 3) und setzt mit einem Akkordeon einen unerwarteten Akzent. Ein tiefer, erschütternder Bass folgt, dunkle Synthesizer-Klänge fügen sich dezent ein. Die Hooklines finden sich erneut in den Vocals, die sehr angenehm und sanft klingen, dabei dem Hörer immer wieder den Atem rauben. Daníel Ágúst und Högni Egilsson von der isländischen Popband Hjaltalín hauchen markante und leicht wiedererkennbare Textzeilen in die psychedelische Dance-Pop-Mixtur. Popsänger Högni lieh seine Stimme auch für den Track „Within You“, dem poppigsten und hellsten Stück des Albums mit schmachtendem Streicher-Arrangement. „Magnified Love“ kommt dem bekannten Neunziger-Stück „Show Me Love“ von Robin S. sehr nah und wirkt nostalgisch. Überraschende Gypsyklänge sind im wohl kontrastreichsten Track „Selfoss“ mit extrem dynamischer Steigerung eingebaut.

Das neue GusGus-Album fällt melancholisch aus und bringt subtile, manchmal unheimliche Soundelemente hervor. Wie bei einer in der Dämmerung unbeweglichen, spiegelglatten, schwarzen Wasseroberfläche strahlen die Songs zur gleichen Zeit Ruhe und Gefahr aus. Die Musik eignet sich daher für abendliche Stunden und lädt vielmehr zum genauen Hinhören als zum Tanzen ein. Der weitläufige Klangteppich mit ausgiebigen Loops der Synthesizer, Panning- und Halleffekten wirkt stellenweise sehr homogen, fast starr, und zieht sich durch das gesamte Album. Dennoch lösen die Tracks Nachdenklichkeit aus, verführen den Hörer mit ihren magisch anziehenden, düsteren Klangsphären und versetzen ihn reizvoll in eine Art akustische Hypnose. Über die eindringlichen Vocals und sich wiederholende Textpassagen schimmert immer wieder Ohrwurmcharakter durch. Musik mit Tiefgang, im wahrsten Wortsinn.

Preview:

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Tracklist:

  1. Selfoss
  2. Be With Me Now
  3. Deep Inside
  4. Over
  5. Within You
  6. Arabian Horse
  7. Magnified Love
  8. Changes Come
  9. When Your Lover’s Gone
  10. Benched

(Kompakt)