Radical Riddims – Globalisierung im Zeichen der Musik

In den letzten Jahren verbreitete sich elektronische Tanzmusik wie Elektro, Dubstep und Breakbeat in die hintersten Winkel der ganzen Welt. An vielen Orten trifft der Import aus den Metropolen der industrialisierten Welt auf die Kreativität von Fans und Musikern – so auch in den Armenvierteln dieser Welt, den Favelas, Townships und Banlieues. Dort basteln sich die Leute dank billiger Technik, raubkopierten Programmen und Internet ihren eigenen Sound und vermischen den loopbasierten Aufbau und die grellen Klangeffekte von Elektro und Trance mit der traditionellen Musik ihrer Gemeinschaften.

Was heraus kommt, ist frisch, spannend und manchmal unerhört dreist. Auch in den europäischen und nordamerikanischen Metropolen hört man da genauer hin. Diplo feiert mit seinem Mad Decent-Label fröhlich den Sound ab und darf mittlerweile die sauteuren Produktionen etablierter Hiphop- und R’n’B-Stars mit seiner sound signature veredeln. DJ Mujava aus Südafrika tönte schon vor drei Jahren aus diversen DJ-Sets. Und auch in Berlin übt man den globalen Schulterschluß. Seit Jahren importiert Daniel Haaksman auf Man Recordings fleissig Mash Up-Elektro aus karibischen und brasilianischen Gefilden. Und mit dem Projekt BLNRB reisten 2010 Modeselektor, die Gebrüder Teichmann und Jahcoozi nach Kenia und produzierten in den Suburbs von Nairobi ein ganzes Album. (Hier der Bericht auf BLN.FM).

Die Neugier auf das Phänomen „globalisierte Clubmusik“ ist deswegen noch nicht gestillt. Christine Lang und Christoph Dreher stellen deswegen ein neuntägiges Event, beginnend am Freitag, den 10. Juni, auf die Beine: „Radical Riddims“ zeigt anhand von Vorträgen, Filmen und einer Ausstellung Facetten der neuen kulturellen terms of trade und gibt Filmemachern, Künstlern und Theoretikern aus Berlin und aller Welt eine Plattform, um Interessierte hinter die Kulissen zu locken.

Das Programm beginnt am 10. Juni mit der Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Schau Fenster, in der internationale Videos und Dokumentarfilme  zu sehen sein werden. Abends legt Robot Koch World Bass auf.

Am Montag, den 13. Juni, zeigt Denise Garcia ihren Film „I’m Ugly But Trendy“ (18 Uhr).  Die Dokumentation berichtet über Frauen im brasilianischen Baile Funk und ihr wachsendes Selbstbewußtsein. Er zeigt, dass es noch andere Formen des Feminismus gibt als die, die Alice Schwarzer in zahlreichen Talkshows predigt: auch wenn die Frauen sexuell aufreizend und explizit körperbetont tanzen, lassen sie sich nicht plump als Objekt abstempeln.

Neben Ansichtsmaterial zu urbanen Tanzstilen in Angola, Chicago und Jamaica, wird auch „Good Copy Bad Copy“ (Dänemark) gezeigt. Der Film behandelt das Urheberrecht in Remixes, Bootlegs und Mashups.

Doch Theorie nützt nichts ohne Praxis, und die lautet Party! Neben der musikalischen Eröffnung am Freitag, wird am Samstag in der Ritter Butzke weiter gefeiert – mit Spoek Mathambo aus Südafrika, DJ Flore aus Lyon, MC Rodney aus London, DJ Edgar aus Sao Paolo und MC Zuzuka Poderosa aus New York.

Ausstellung vom 11.-18.6.

täglich von 16-20 Uhr, in Galerie Schaufenster, Lobeckstr.30-35, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Moritzplatz

Freitag 10.6., ab 19 Uhr

19 Uhr – Eröffnung „Radical Riddims“ mit Mode 2 (live Art Performance/ Wandgemälde), Einführung mit Christine Lang und Christoph Dreher, mit dem Vortrag von Uh Young Kim (Funkhaus Europa/ Köln) „Tropical World Clash – oder James Blake is not the only way out“  über die neue Vielfalt der Clubmusik.

22 Uhr – Party mit Sissy Nobby (live, New Orleans), DJ Robot Koch, Dub Kimski
in der Galerie Schau Fenster, Lobeckstr.30-35, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Moritzplatz

Samstag, 11.6. ab 22 Uhr

Radical Riddims Party mit Spoek Mathambo,  DJ Fluore, DJ Edgar, MC Rodney P, Daniel Haaksman, MC Zuzuka, Uproot Andy, Femmes With Fatal Breaks, Mackjiggah, VJ Sniper

im Ritter Butzke, Ritterstr. 24, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Moritzplatz/ Prinzenstraße

Montag, 13.6., ab 18 Uhr

  • „I’m Ugly But Trendy“ – Denise Garcia (Rio de Janeiro/ Berlin) über ihren Film und Frauen im brasilianischen Baile Funk, im Gespräch mit Daniel Haaksman
  • „The Riddle of the Booty – Tanzen im Black Atlantic 1900-2010“ – Vortrag von Astrid Kusser
  • „Coupé Décalé – die Musik einer neuen Generation zwischen Luxus und Lüge“ – Georg Milz

in der Galerie Schau Fenster, Lobeckstr.30-35, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Moritzplatz