So ist es: Ausstellung bei Emergeandsee 2011

Ein Fallblattanzeiger rattert vor sich hin. In regelmäßigem Rhythmus erscheinen mal Worte, mal Sätze, collagierte Versatzstücke aus Texten aller Art. Im abgedunkelten Nebenzimmer produziert eine „Schattenmaschine“ eine endlos vorbeiziehende, baumbestandene Landschaft. Der UFO-förmige Roboter mit seinen unzähligen Stimmgabel-Tentakeln reagiert mit Pfeifen darauf, wenn man sich ihm nähert.

Das klingt interessant, mag man nun denken – aber was soll uns das alles sagen? Die Krux der Medienkunst ist es oftmals, dass sich der Besucher zwar an kreativer Ästhetik und ungewöhnlichen Ideen erfreuen kann – doch dass die Aussage dabei leicht unter der Oberfläche verborgen bleiben kann. Bei der Ausstellung des Emergeandsee-Festivals, die an allen drei Programmtagen (Freitag 3. bis Sonntag, den 5. Juni) ganztägig zu sehen ist, soll das anders sein. In der Nähe jedes Stückes stehen „Kunstvermittler“ parat, Absolventen oder Studenten von Kunsthochschulen, die sich dezent im Hintergrund halten, aber ein erklärendes Gespräch anbieten, sobald sie in fragende Gesichter sehen. Wer möchte, kann sich in eine Diskussion verwickeln lassen – aber genauso ist es möglich, sich schlicht und einfach zu erkundigen, was das gemeinsam betrachtete Kunstwerk eigentlich mitteilen will.

Doch nicht nur dieses Angebot erleichtert den Zugang zu der Schau, die Installationen laden zur spielerischen Entdeckung ein. Ein audiovisueller Mottenflug beispielsweise lässt den Betrachter im Zentrum eines umhüllenden Surround-Klanges stehen („Ziel, Ablenkung, Neuausrichtung“, Annett Raatz und Franziska Gilbert), eine Suchmaschine spielt Filmschnipsel zu Schlagworten ein, die von den Besuchern eingetippt werden („Algorithmic Search For Love“, Julian Palacz). Besonders faszinierend ist die Videoschleife eines finnisch-litauischen Künstlerteams („Focuspocus-Videoparadox“, Albert Laine und Kristina Laine), die den Zuschauer durch eine unendlich detailreiche, surreale Bildphantasie führt und ihn so eine Weile gebannt vor der Leinwand festhält.

Bei der Eröffnung am Freitagabend konnte sich schnell eine informelle, entspannte Atmosphäre ausbreiten, als das erste Publikum durch die Ausstellung ging. Die durchdachte Nutzung der Spielräume in der Bötzow-Brauerei tat ihr Übriges – das Emergeandsee 2011 entfaltete bereits ab der ersten Minute seinen Festivalcharakter durch die Möglichkeit, die Ausstellung, das Musikprogramm oder den zentralen Raum zum Get Together frei für sich zu entdecken. Und diese Entdeckungstour ist, trotz der sommerlichen Temperaturen an diesem Wochenende, in jedem Fall empfehlenswert.

Mehr Informationen zum Festival gibt es hier – und eine ausführliche Kritik zum Kurzfilmprogramm am Samstag (4.6.) hier.

Zeit: Freitag, den 03.06., ab 19:30 Uhr / Samstag, den 04.06., ab 13 Uhr / Sonntag, den 05.06., ab 14 Uhr
Ort: Bötzow-Brauerei, Prenzlauer Allee 242, Berlin-Prenzlauer Berg, U-Bahn: Senefelder Platz
Eintritt: Spende nach Wunsch (empfohlen 3 bis 5 Euro), am Samstag 6 Euro (Kurzfilme und Party)