Afrika: Geheimnisvoller Kontinent, alle tanzen immer trotz Hitze und Armut und einmal im Jahr wird ein Löwenbaby hochgehalten und die Tiere der Savanne verneigen sich in Demut. So ungefähr kennen wir es aus den Medien. Leider. Denn die Diversität der afrikanischen Kulturen kommt bei uns im Norden immer noch viel zu wenig an. Kaum jemandem dürfte beispielsweise die Musikrichtung Highlife oder deren zeitgenössische Ableger bekannt sein, obwohl diese in Westafrika florieren wie hierzulande einst Schlager und deutscher Hip-Hop zusammen.
Verwurzelt ist diese Tanzmusik in traditionellen Rhythmen vor allem Ghanas, die zur Kolonialzeit mit den Melodien des importierten Jazz verschmolzen sind. Am Namen lässt sich ablesen, auf welchem Boden dieser Stil wachsen konnte: „High Life“ hat damals vor allem die koloniale „High Society“ gemacht. Doch die Tanzbeschallung der westafrikanischen Herrschaftshäuser gelangte auf die Straße und wuchs zu einem nationalen Kulturgut Ghanas heran, das bis heute – inzwischen weiterentwickelt zum Hiplife – moderne Einflüsse inkorporiert und dadurch das Zentrum der ghanaischen Popmusik darstellt. „Akwaaba“ heißt „Willkommen“ auf Twi, der Hauptsprache Ghanas – und wer dieses Land schon einmal besucht hat, weiß, dass die Offenheit gegenüber Neuem und auch Fremdem völlig klischeefrei und ernst gemeint ist.
Diese Haltung nimmt auch die gleichnamige Compilation für sich in Anspruch, eine Zusammenstellung der Afrika-Experten von Akwaaba Music, präsentiert und gemixt von den Parisern Perfect Loosers und illustren europäischen und amerikanischen Kollegen wie Schlachthofbronx, Diamond Bass oder Chief Boima. Über 13 Tracks (davon allein sieben von Onyenze) und einen 22minütigen Megamix liefert „Akwaaba“ ein Bild des aktuellen Hiplife in Ghana, der am Anfang der noch relativ pur (Track 2), zum Mittelteil hin dann leicht technoid und dubstep-affin daherkommt (Tracks 4 und 7 sowie der großartige Ahmed-Fofana-Remix von Jokers of the Scene Track 5) und gegen Ende der Platte dann noch recht radiotauglich wird, mit massiven Bässen und Samplegeschwirr (Track 10) oder mit Rap und R&B-Versatzstücken (Track 11).
Der Bogen spannt sich also über verschiedene Aspekte des Stils, die so oder so ähnlich aus unzähligen Soundsystemen in die schwüle, staubige Nachtluft der Hauptstadt Accra schallen. So bleibt diese authentische Sammlung trotz der naturbedingten Gleichförmigkeit des Hiplife-Beats abwechslungsreich und interessant für Unerfahrene, da sie auch hierzulande clubtaugliche Facetten und aktuelle, transkontinentale Strömungen vorstellt, die sich aus der Bearbeitung des tropischen Materials auf den Decks der Nordhalbkugel ergeben. Das kann man sich sehr gut ins Regal neben den „Lion King“-Soundtrack stellen – und beim nächsten Mal wissend schmunzeln, wenn wieder einmal Afrika-Klischees verbreitet werden.
Preview:
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Tracklist:
- Onyenze – Onwa Nna Na Nwa (Sabbo Remix)
- Onyenze – I Go Pay (Perfect Loosers Remix)
- Onyenze – Ogidi Inwelu (Lazy Flow Remix)
- Jali Bakary Konteh – Combination (Hatnhoodie Remix)
- Ahmed Fofana – Don Kano (Jokers of the Scene Remix)
- Onyenze – Onwa Nna Na Nwa (Max le Daron Remix)
- DJ Djeff feat. Maskarado – Elegom Bounsa (Filipe Narciso Deepduro Mix)
- Onyenze – Akachukwu (Diamond Bass Remix)
- Onyenze – Ogidi Inwelu (Djeff & Silyvi Remix)
- Onyenze – Onwa Nna Na Nwa (Schlachthofbronx Remix)
- X-Pensive Nframa – Aunty Adoley (Chief Boima Remix)
- 4×4 – Miss Doctor (Dance Kill Move Remix)
- Ahmed Fofana – Balani (Perfect Loosers Remix)
- Perfect Loosers present Akwaaba (Megamix)