Emergeandsee 2011: Der Kurzfilmwettbewerb

In drei Etappen besinnt sich das Kunstfestival Emergeandsee am Samstag, dem 04. Juni, auf seinen Ursprung. Denn das Event, das inzwischen auch über eine audiovisuelle Ausstellung und eine Vortragsreihe einen Dialog zwischen Medienkünstlern, Medientheoretikern und den Besuchern fördert, hat im Jahr 2000 als Kurzfilmfestival begonnen. Das Programm setzt sich dabei aus sehr unterschiedlichen Werken zusammen: Die Filmemacher kommen aus Deutschland, Österreich, Polen, Israel, dem Vereinigten Königreich, Marokko, Brasilien, Peru, Spanien, Finnland und Ungarn, und manch einer der Filme spiegelt einen Teil der Kultur seines Ursprungslandes wieder, wobei keineswegs von Klischees die Rede ist. Auch in Länge und Genre bietet der Wettbewerb eine Vielfalt. Kommt manch ein Film nach nicht viel mehr als einer Minute zum Punkt, erzählt ein anderer in über dreiundzwanzig Minuten seine Geschichte. Trickfilm, Collage, Spielfilm, Animation, Dokumentation, Performance oder audiovisuelles Experiment: Das Kurzfilmfestival im Rahmen von Emergeandsee demonstriert, dass das Medium Film viele Sprachen spricht.

Auch mit einer Dauer von nur wenigen Minuten können Kurzfilme beim Zuschauer äußerst intensive Reaktionen hervorrufen. So wie ein Witz oft nicht viele Worte braucht, kommt es auch beim Film vor allem auf die Wahl der jeweiligen Bilder an. „Berlin Block Tetris“ von Sergej Hein zum Beispiel weiß dadurch zu unterhalten, dass er das berühmte Computerspiel in Plattenbauästhetik übersetzt und die großstädtische Trostlosigkeit in einen Freizeitspaß-Kontext bringt. „Liftn„, „Four by“ und „Meet me in memorian“ wiederum nähern sich kurz und knapp auf philosophische Weise dem Film als Medium und hinterlassen den interessierten Zuschauer eventuell mit einer neuen Perspektive.

„For sale: Baby shoes, never worn.“ Diese Worte stellen angeblich eine komplette Kurzgeschichte Ernest Hemingways dar und sie verdeutlichen, dass man mit wenigen, weise gewählten Worten auch ganz andere Emotionen als nur Belustigung erzeugen kann. Auf ähnlich subtile Weise bewegt der finnische Beitrag „Murhatuolit„, der von Gewalt erzählt, ohne sie mit seinen unglaublich ästhetischen, ruhigen Bildern auch nur anzudeuten. „Von der Notwendigkeit, die Meere zu befahren“ ist mit fast dreiundzwanzig Minuten einer der längsten Filme des Festivals, und obwohl oder gerade weil die schwarzweißen Aufnahmen einer 8-mm-Kamera in Verbindung mit der Erzählung der Stimme aus dem Off einen dokumentarischen, beinahe harmlosen Eindruck erwecken, kann die Pointe ihre erschütternde Wirkung gegen Ende voll entfalten.

Der Kurzfilmwettbewerb findet am Samstag ab 18:00 Uhr statt und setzt sich aus drei Blöcken von jeweils 75 Minuten zusammen. Direkt im Anschluss an das dritte Screening gibt es schließlich die Preisverleihung. Im Programmheft schreiben die Veranstalter, dass bei der Auswahl der Filme nicht allein der ästhetische Aspekt, sondern vor allem eine clevere Idee von Belang gewesen sei. Das Resultat ist ein sehr sehenswertes und abwechslungsreiches Programm, das nicht nur eingefleischte Filmfans mitreißen und bewegen wird.

Informationen:

Zeit: Samstag, 04. Juni 2011

  • Screening I: 18:00 – 19:15 Uhr
  • Screening II: 19:30 – 20:45 Uhr
  • Screening III: 21:15 – 22:30 Uhr, anschließend Preisverleihung

Ort: Bötzow-Brauerei, Prenzlauer Allee 242, Berlin-Prenzlauer Berg, U-Bahn: Senefelder Platz
Eintritt: 6,-€ (Filme, Ausstellung und Party)