„Kulturpark Plänterwald“ hieß das Gelände zu DDR Zeiten, Freizeitpark nennt so etwas die damals feindliche imperialistische Sprachschöpfung. Auch das Vergnügen war für den braven sozialistischen Menschen ein Beitrag zur klassenkämpferischen Kunst und Kultur. Dabei konnte es nicht schaden, mit dem Riesenrad die erhabene Höhe des Sozialismus zu erleben oder mit der Achterbahn am eigenen Leib zu spüren, was es bedeuten kann, wenn man überholt ohne einzuholen. Weil es nach dem offiziellen Ende des Klassenkampfes 1:0 für den Kapitalismus stand, wurde aus dem Kulturpark der Spreepark. Der ging dann im Jahr 2001 den Weg, den viele Unternehmen im Kapitalismus beschreiten: Er ging in die Insolvenz. Seitdem hatte er nur sporadisch hin und wieder geöffnet und hat sich so seinen eigenen kleinen Platz in den mystischen Orten Berlins gesichert.
Seit Ostern ist er wieder regelmäßig offen, zumindest teilweise. Denn das Café Mythos hat dort aufgemacht. Am vergangenen Wochenende konnte man sich den Park dann mal ganz legal anschauen ohne von Hunden und Wachschutz quer über den Platz gehetzt zu werden. Denn das Hebbel am Ufer (HAU) hatte den Spreepark als Lunapark für vier Tage als Spielstätte geöffnet. Der Besucher konnte entweder allein durch die zugewucherten Attraktionen flanieren oder geführte Touren machen. Besonderer Beliebtheit erfreute sich die Fahrgeschäfte-Tour, die von Sabrina Witte (Foto links) geleitet wurde, der Tochter des ehemaligen Betreibers Norbert Witte.
Man merkte deutlich, dass das HAU einen Spagat zwischen Familienfreundlichkeit und Kunstanspruch versucht hat. Bei einem Fest kredenzten polnische Köchinnen Holundersaft, Torten und Eierkuchen, Kinder spielten währenddessen zwischen umgefallen Sauriermodellen. Oftmals wirkten jedoch die Vergnügungselemente wie Fremdkörper, die sich nicht in den Parcours mit verfallenen Freizeitattraktionen und den verstörenden Videoinstallationen und Performances der Spreezone einfügen wollten.
Weil nach wie vor kein Konzept für eine langfristige Nutzung des Parks existiert, wird der auch in Zukunft voraussichtlich weiter als gelegentlicher Veranstaltungsort für Kunst und Kultur nutzbar sein. Dann war der alte DDR-Name „Kulturpark Plänterwald“ vielleicht doch gar nicht so falsch.