Nicht nur in Spanien gingen in den vergangenen Wochen Zehntausende auf die Straße, die gegen das als verkrustet empfundene politische System, Korruption und die unzureichende Reaktion der Politik auf die tiefe Wirtschaftskrise zu demonstrieren. Auch in Berlin organisierte die Bewegung, die sich unter dem Namen „Democracia Real Ya!“ („Echte Demokratie jetzt!“) über das Internet zusammenfand, mehrere Demonstrationen, mal vor der Spanischen Botschaft, mal auf anderen Plätzen, wie vor dem Brandenburger Tor.
Javier ist einer der Aktivisten. Der 30-jähirge kommt eigentlich aus Madrid, hat aber mehrere Jahre in Berlin studiert und lebt seit März im Prenzlauer Berg, wo er als Übersetzer arbeitet. Damit hat er Glück gehabt, denn viele Spanier in seinem Alter sind arbeitslos – die Quote liegt in seinem Heimatland bei etwa 45 Prozent. In der Berliner Bewegung „Echte Demokratie jetzt!“ engagiert sich Javier als Sprecher. Aber warum wird überhaupt in Berlin demonstriert, rund 2300 Kilometer von Madrid entfernt? „Hauptsächlich geht es uns um die Unterstützung der Bewegung in Spanien“, erklärt Javier. Aber gleichzeitig soll auch außerhalb Spaniens verständlich werden, was in Spanien eigentlich passiert: „Informationen, die die Deutschen in den Medien nicht finden, können sie bei uns bekommen, wir sind so eine Art Plattform.“
Ob Javier jetzt angesichts der Proteste nicht gerne in Madrid wäre, was er von den Berlinern erwartet und wieso mehr Vertrauen nötig ist, das erklärt Javier im Interview.