The 6th Borough Project – One Night In The Borough


Edinburgh hat allgemein nicht sonderlich viel mit New York zu tun. Im Universum von Craig Smith und Graeme Clark ist das etwas anders: Dort ist Edinburgh der (fiktive) sechste Bezirk von NYC, etwas weniger schick und aufregend als der Rest der Stadt, aber dennoch Teil davon, vor allem musikalisch. Und so nehmen sie uns mit, für eine Nacht durch ihren Kiez zu ziehen – oder, etwas realistischer betrachtet, ihr erstes Album anzuhören.

Smith und Clark, auch bekannt als The Revenge,  sind The 6th Borough Project. Zusammen haben die beiden Schein-New-Yorker seit 2008 einige Produktionen auf Labels wie Delusions Of Grandeur oder Instruments of Rapture herausgebracht. Das Ganze ist Disco-Funk-Soul-Deep-House, der sich selten über 120 bpm bewegt und bei dem sich die beiden als Meister des Samplings beweisen. Und so zitieren sie auf ihrem Album, zu Beginn des Tracks „Deep C“, auch Jim Jarmusch: „Nothing is original. All human expression is really just endless variations. There are only a limited number of stories you can tell, but there is an unlimited number of ways to tell the same story.“ Die Geschichten, die sie uns erzählen, sind dabei absolut höhrenswert.

Das Album präsentiert 12 Tracks plus einem kleinen halbminütigen Fummelstück („String-A-Lude“, Track 13) und einem Intro, in dem sie uns den sechsten Bezirk New Yorks kurz näher bringen. Der Rest ist ein bisschen wie Tiramisu, wunderbar süß, ein bisschen herb und ziemlich klebrig. Besonders hervorzuheben wären vier Tracks: Zum einen „If The Feeling’s Right“ (Track 3), bei dem sich ein schleppender Beat mit ein und demselben Sample fast bis zur Hälfte bewegt, um sich dann wie ein Bonbon-Regen der Guten Laune über dem Zuhörer zu ergießen. „Back To Me“ (Track 6), unter der Mitarbeit von Ricky Reid, wäre eigentlich der perfekte Liebhaber: elegant und liebevoll, dabei kein bisschen aufdringlich, aber schön sexy. Es folgt direkt „The Fool“ und schleicht sich zart an, um dann den Bass gewaltig brummen zu lassen. Dieser Track würde einen auch noch bei Regen und Dunkelheit im offenen Cabrio mit Sonnenbrille cool aussehen lassen – besonders nach viereinhalb Minuten, als alles zum Stehen kommt und die Vocals ihr souliges Solo haben, bevor es zur tanzbaren Stimmungsexplosion kommt. Perfekte Dancefloordramatik. „Iznae“ schließlich ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Eigentlich könnte man diesem Track (Nr. 9) Ereignislosigkeit vorwerfen, dafür hat man aber keine Zeit, weil einen der unverschämte Groove sieben Minuten lang festhält.

„One Night In The Borough“ ist keine Revolution, die unsere beiden Stadtführer aber auch nicht vorhatten. Wer die bisherigen Veröffentlichungen von 6th Borough Project mochte, wird auch an ihrem ersten Longplayer Gefallen finden. Wer sie bisher nicht kannte, dem sei gesagt, dass der Sommer die beste Jahreszeit für dieses Album ist: Es geht in die Beine, aber man kann ganz beruhigt weiterhin am Eis schlecken, während man gut gelaunt seine getönten Gläser von der Nase nimmt und dem Gegenüber ein charmantes Lächeln zuwirft. Muss man aber nicht, man kann auch einfach nur die Musik hören, Spaß macht diese auch allein.

Preview (Auswahl):

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/the_6th_borough_project_one_night_in_the_borough_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Intro
  2. Let Yourself Go (Live Mix)
  3. If The Feeling’s Right
  4. B.U.R.T. (The Journey)
  5. Find A Way
  6. Back To Me
  7. The Fool
  8. Endless Nights
  9. Iznae
  10. Deep C
  11. Changin‘
  12. B.U.R.T. (Inside)
  13. String-A-Lude
  14. Settle

(Delusions Of Grandeur)