Die Affinität zu Schönem

Erst vor einigen Wochen erschien die Label-Compilation mit dem treffenden Titel „What A Fine Mess We Made“. Es ist die Zwischenbilanz von Affine, einem jungen, aufstrebendem Label aus Wien. Darauf vertreten sind alle Künstler, die Teil der Familie sind: Elektronik-Beatwizard Dorian Concept, Newcomer Zanshin, das Kollektiv JSBL, die housig-technoiden Ogris Debris, der jazzig verspielte The Clonious und – nicht zu vergessen – Groove- und Beat-Experte Cid Rim. Gegründet wurde das Label im Juli 2008, aufhorchen lies man erstmals im Oktober des gleichen mit Dorian Concepts Erstlingswerk „Maximized Minimalization“.

Das Ganze ist „aus einem freundschaftlichen Hintergrund“ entstanden, erzählt uns Labelbetreiber Jamal Hachem. Die Beteiligten kannten sich schon länger und fanden es nur natürlich mit Affine dem künstlerischen Schaffen auch eine Struktur zu geben. Der Labelname leitet sich von Affinität ab und meint ganz „poetisch die Affinität gute Musik rauszubringen, die Affinität gute Platten mit schönem Artwork rauszubringen, die Affinität zu Schönem“. Auch Name und Cover der ersten Label-Compilation „What A Fine Mess We Made“, die im April dieses Jahres herauskam, sind mit Hintergedanken gewählt. Labelchef Jamal sagt, dass der Titel auf „die feine Unordnung“ anspielt und abbilden soll, „dass es ein strukturiertes Chaos ist, was wir da alle machen und da waren die vielen ineinander verschmolzenen Figuren eine schöne visuelle Darstellung von unserem Handeln und von unserem Tun.“

Doch nicht nur der schönen Plattencover wegen sollte man dem jungen Label seine Aufmerksamkeit schenken, besonders die Künstler mit ihrem innovativen Sound stehen hier im Vordergrund. Als erstes ist vor allem Dorian Concept zu nennen, das junge Vorzeigetalent in Sachen Jazz-beeinflussten tiefen Bässen und buntem Synth-Gefrickel. Der Beatbastler tourt diesen Sommer über die Festivals in den Niederlanden, Ungarn und Belgien – und selbstverständlich in seiner schönen Heimat Österreich. Aber auch andere Solokünstler und Künstlerkollektive erfreuen sich mittlerweile international einiger Beliebtheit. Ogris Debris landeten mit dem humorvollen Dada-Track „Miezekatze“ 2010 einen kleinen Hit auf Berliner Underground-Partys. Zuletzt legten sie auch in Russland und der Schweiz auf. Cid Rim und The Clonious reisten für ihre Sets nach Südafrika, Italien und Australien.

Spricht man Affine-Gründer Jamal auf den gegenwärtigen Stand von Indie-Labels über die Jahre an, stellt er  fest, dass seit den 1990ern die Labellandschaft merklich geschrumpft ist – trotz der wieder wachsenden elektronischen Musikszene in Wien. Mit der Gründung von Affine wirkte er dieser Entwicklung – wenn auch unbewusst – entgegen und schafft somit eine Plattform, die das Handeln einer neuen Generation an Musikern zusammenfasst. Der eigenen Beschreibung des Label-Sounds, nämlich dass die Musik „die Straßen, Clubs, Radios, Züge und intime Küchen gleichermaßen erreichen wird“, bleibt eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Nicht nur live, sondern auch auf Platte ist die neue Generation elektronischer Produzenten aus Österreich zu hören. Bestellen kann man sich alle Veröffentlichungen direkt auf der Affine-Homepage, viele sind dort als klassische Vinyl zu haben. Letzter Neuzugang ist das Debüt von Zanshin mit dem Titel „The Humdrum Conundrum“, welches am 1. Juni erscheint.

Das Interview mit Jamal von Affine Records

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Affine-Labelgründer Jamal Hachem im BLN.FM Interview. Er erzählt, wie wichtig es heutzutage ist, seine Flügel auszubreiten und auch international von sich Reden zu machen. Das – ergänzt mit musikalischen Höproben der Affine-Künstler – könnt Ihr hier nachhören.