Tyler The Creator – Goblin

Tyler The Creator rechnet ab. Mit allem und jedem. „Fuck everything, man“. Auf seinem neuen Album schießt Tyler Okonma, bekannt aus dem kalifornischen Alternative-HipHop Kollektiv OFWGKTA in alle Richtungen. Der Rahmen des Konzeptalbums ist eine Unterhaltung Okonmas mit seinem (fiktiven?) Therapeuthen. So weit, so weird. Beim ersten eher unaufmerksamen Hören in der Bahn dachte Ich: „Ok, starke Beats und teils unfassbar dicke Bässe, aber irgendwie schon ein bisschen lame, eine Stunde lang gefühlte 23 Mal pro Minute „Dicks“ und „Bitches“ zu hören. Das ist irgendwie jetzt auch nicht wirklich originell oder an sich sonderlich spannend, mal gucken, wie sich das Album so entwickelt. Und ja, es entwickelt sich zum umso Besseren, je öfter man es hört und je mehr man aufpasst, worum es hier eigentlich geht. Okonma räumt in diesem verbalen Rundumschlag komplett auf und rechnet persönlich ab mit jedem dämlichen Klischee, sei es durch Bashing von vermeintlichen Hiphop-Statussymbolen („fuck money, diamonds and bitches, don´t need ´em“) oder stark referentielles Dissen von internetgenerierten Hypes: „Oh not again another critic writing report / I’m stabbin any bloggin‘ faggot hipster wit a pitchfork.“

Wie schon erwähnt, fallen zunächst einmal die sehr sehr fetten aber gleichzeitig vergleichsweise minimalistischen Downtempo-Beats auf. Es rumpelt bei jedem Track elektronisch-kellertief vor sich hin während sich einzelne Elemente immer wieder aus dem gewohnten Schema herauswinden, um sich dem Hörer sperrig in den Weg zu stellen. Das meiste hiervon ist in Eigenregie von Okonma selbst produziert und passt sehr gut zur generell düsteren Stimmung der Lyrics.

Von anderen Kritikern wurde die Musik schonmal als „Horrorcore“ bezeichnet, wogegen sich Tyler Okonma allerdings vehement gewehrt hat, genauso wie gegen Vorwürfe der Homophobie in seinen Texten. Okonma selbst sagt dazu: „I’m not homophobic. I just say ‚faggot‘ and use ‚gay‘ as an adjective to describe stupid shit. I just think ‚faggot‘ hits and hurts people.“ Schön und gut soweit, ich nehm ihm das durchaus ab. Vielmehr als homophob zu sein hält Tyler The Creator der Welt einen Spiegel vors Gesicht und spielt mit der Inhaltlosigkeit von solchen Worten und dem gesellschaftlichen Zwang, als Mann männlich wirken zu müssen: „But after bowlin‘, I went home to some damn Adventure Time / (What’d you do?) I slipped myself some pink Xanies / And danced around the house in all-over print panties.“ No Glamour – just Grime. Soviel dazu.

Tracklist

  1. Goblin
  2. Yonkers
  3. Radicals
  4. She
  5. Transylvania
  6. Nightmare
  7. Tron Cat
  8. Her
  9. Sandwitches
  10. Fish
  11. Analog
  12. BSD
  13. Window
  14. AU79
  15. Golden

(XLrecordings)