Filterwolf – Night Patterns

Ein Jahr nach seinem gefeierten Debüt „Music From Tomorrow“ (auf Process Recordings)veröffentlicht Filterwolf nun sein zweites Album „Night Patterns“ auf Filigran Records. Dabei legt er eine erstaunliche Fülle an Stilen vor. Heraus kommt ein spielerisches, experimentiertfreudiges Album, das keine Angst hat, scheinbar unpassende Elemente miteinander zu vermischen.

Der Münchner DJ, Produzent und Live-Act wechselt und mischt problemlos zwischen House, Techno, Italo, Gameboy-Musik und mitunter musikalischer Proll-Attitüde, sein Umgang mit Gesang ist dabei virtuos. Das wird schon beim ersten Track, „Color Of Spring“, offensichtlich: Auf einem leichten Beat mit Hand-Claps beginnt eine ebenso leichte und friedlich-fröhliche Gitarrenmelodie, auf die wiederum einlullende „Eieiah“-Frauenvocals geschichtet werden. Ein Saxophonsolo macht die Harmonie perfekt. Sehr im Stile von Noah And The Whale mit „5 Years Time“.

Doch Filterwolf wäre nicht Filterwolf, wenn nicht auf dieses doch sehr akustische Intermezzo ein freakig-fröhliches Italo Disco-Schmuckstück mit Steel-Drums und Minimal-Elementen folgen würde. „Deep Data“ ist wie Tanzen mit Mario Kart. Daran knüpft die Single „Klezmer’s Revenge“ musikalisch direkt an. Diese übernimmt den Mario-Beat. Darüber ein spritziges Klarinetten-Solo im, wie der Titel schon sagt, Klezmer-Stil. Dabei wird es durch rhythmische Variationen und eingearbeitete Effekte nie langweilig.

Die ganz andere Seite sind dunkle Tracks wie „Burana Channel“ oder „Babel“ mit obskuren Stimmen: archaische Urwaldgesänge oder Spirituals, im Chor murmelnde Männerchöre und Frauen mit Mickymaus-Stimme, dazu ein martialischer Bass. Zwischendrin Fetzen von Minimal und apokalyptisch anmutende Hörner. Ein bisschen wie Affenparty in Madagascar – nur düsterer und viel intensiver. Obwohl die durchgedrehten Vocals eindeutig zu den Stärken von Filterwolf gehören, werden sie ihm an einigen Stellen auh zum Verhängnis: wenn sie nicht Teil im runden Gesamtsound sind, sondern sich popsongartig verselbstständigen: „Never Ever“ und „Oxygen“ sind wegen der Variationsarmut und Ideenlosigkeit ziemlich langweilig.

Dass er es besser kann, beweist Filterwolf mit „Parlami d’Amore“, meiner Meinung nach das größte Kunststück auf diesem Album: hier mischt Filterwolf eine italienische Liebesschnulze mit schneidigem Techno. Diesem Ensemble fügt er prolligen Disco-Sound („Disco Pogo, ringelingeling!“) hinzu – und seltsamerweise passt es irgendwie. Ähnlich gelingt die Fusion in „What Time Is Love“.

Insgesamt ist Filterwolfs zweites Album extrem vielseitig und kunstfertig. Melodiöse Basslinien, detailverliebte Minimal- und Electro-Einsprengsel garnieren griffigen Techno. Sowohl im Club, als auch zu Hause herzallerliebst – wenn man das etwas Andere mag.

Preview:

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Tracklist:

  1. Color Of Spring
  2. Deep Data
  3. Klezmer’s Revenge
  4. Never Ever
  5. Parlami d’Amore
  6. Oxygen
  7. Ghost Ghetto
  8. What Time Is Love
  9. Voyageur
  10. Babel
  11. Glass Bead Game
  12. Burana Channel

(Filigran Records)