Gangpol und Mit – The 1000 Softcore Tourist People Club

Das französische Duo bestehend aus Guillaume Castagné (Visuals) und Sylvain Quément (Sound) entführt uns in eine verspielte und kunterbunte Klanglandschaft in 2D-Ästhetik. Über 14 Tracks hinweg erklingt minimalistischer, teils ruhiger, teils aufbrausender Digital-Pop mit schlichten 8-bit-Klängen. Hohe Tonfolgen säuseln quietschvergnügt ins Ohr, wildeste, oft tierische Geräusche und besänftigende Melodien vermitteln ein kindlich-naives Soundgemisch.

Gangpol und Mit kreieren mit ihrem Album „The 1000 Softcore Tourist People Club“ einen akustischen Cartoon, zu dem sie gleich die animierten, recht kantigen Protagonisten mitliefern. Die Albumstruktur gibt einen kompositorischen Spannungsbogen vor mit Intro, Zwischenspielen, zwei- bis dreigeteilten Tracks und Outro. Die recht eigenartige, elektronisch erzeugte Instrumentation reicht von gezupften Saiteninstrumenten, feierlichen Orgelklängen, zauberhaften Flöten über Triangle und Saxophon zu barocken Cembalo-Klängen.

Die Einleitung, schlicht als „Welcome“ bezeichnet, kommt mit verträumten, zuckersüßen Klängen und sanfter Rhythmik daher. Der Titel „The Enemy I Never Met“ ist ein Interlude, welches dahin plätschert, kaum Dramatik bietet und zu einer Hintergrundmusik verfällt. So ergeht es leider den meisten instrumentalen Stücken auf dem Album, einzig die Tempiwechsel sowie exotische, tänzerische Taktmaße, wie im orientalisch anmutenden Track „Browse At Night“ lassen Kontraste durchschimmern. Auch die karibischen Rhythmen im Song „The Softcore People Club“ bringen Bewegung in diesen Pokémon-Soundtrack, im letzten Drittel wird das Stück so rasant, dass es den Hörer in ein virtuelles Jump’n’ Run-Spiel versetzt.

Die gesanglich interpretierten Lieder sind die weitaus interessanteren Stücke. Das Interesse der Franzosen für japanische Popmusik, Kayokyoku genannt, schlägt sich im Song „Otsuki Sama“ durch. Über eine verniedlichte, behauchte Solostimme legt sich eine Begleitung, bei der es nur so fiept, blubbert, qietscht und knarrt. Deutlich erkennbare Tonfolgen finden sich erneut bei Cembalo und Flöte sowie in der lieblichen Spieluhr-Beschallung. Es entsteht eine märchenhafte, musikalische Gameswelt und es stellt sich die Frage, ob das eine ernst gemeinte Vertonung ist oder ob die Herren kindlichen Ambitionen verfallen sind?

Männliche Gesangseinlagen, wippende Flamenco-Rhythmen im Track „The Softcore Tourist“ und verfremdete Stimmen im Interlude „Skillful Fingers“ verlagern die Klänge von der Spielwiese wieder in Richtung Erwachsenenrunde und lassen Tendenzen zum berühmten Stück „Kelly Watch The Stars“ von Air aufblitzen.

Insgesamt bieten Gangpol mit ihrem Faible für 70er-Synth-Programming und Kinderfernsehen der 80er Jahre ein witziges und ironisches Album, das größtenteils in der Verschmelzung mit visuellen Elementen seine klangliche Wirkung und Funktion entfalten kann.

(Text: Kristin Peukert)

Preview:

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Tracklist

  1. Welcome
  2. The 1000 People Band (Part 1)
  3. Otsuki Sama
  4. The Enemy I Never Met
  5. Browse At Night
  6. The Softcore Tourist
  7. The 1000 People Band (Part 2)
  8. The Softcore Tourist (Part 2)
  9. The Softcore People Club
  10. The Burial
  11. From Your House To The Universe
  12. Skillful Fingers
  13. The 1000 People Band (Part 3)
  14. The Enemy I Never Met (Reprise)