Mobthrow – Mobthrow

adn141-1000Ein seltsam anmutender Name, ein Schriftbild, wie man es eher von einem Metal-Album kennt, auf dem Cover ein dystopisches an „Terminator“ oder „Matrix“ erinnerndes Endzeit-Szenario. Außer einem gewissen Hang zur Düsternis verrät das Debütalbum von Mobthrow erstmal nicht viel.

Wer das Label Spectraliquid kennt, das unter anderem Projekte wie Blackfilm (Siehe unsere Review) entdeckte, 2010 aber leider den Hut an den Nagel hängen musste, könnte vielleicht eine Ahnung haben, was uns hier erwartet; denn Mobthrow war nicht nur einer der Gründer des Labels, sondern zeichnete sich auch für die dritte und letzte Ausgabe der „Mutant Dubstep“-Reihe verantwortlich. Das Ende des Labels scheint Anhel Liaros aka Mobthrow aber gut kompensiert zu haben, denn kaum ein Jahr später folgt nun sein selbstbetiteltes Debut-Album auf Ad Noiseam. Und was für ein Album ist das geworden!

Gleich beim Intro setzt Mobthrow die Messlatte hoch an und lässt Bruce Lee an seiner Stelle erläutern, mit welcher Einstellung man an dieses Album herangehen sollte: „Empty your mind, be formless, shapeless – like water. Now you put water in a cup, it becomes the cup; You put water into a bottle it becomes the bottle; You put it in a teapot it becomes the teapot. Now water can flow or it can crash. Be water, my friend.“

Und um die berühmte Aussage Bruce Lees noch zu unterstreichen, baut er den letzten Satz auch gleich in den ersten Track „Rainwolf“ ein, der an sich schon eines der ersten Highlights des Albums ist. Ein treibendes Dubstep-Musterstück mit wummerndem Bass, das durch Bongos und Didgeridoo-artige Klänge und dem zum Schluss einsetzenden Ambient-Synthie trotz durchklingender Melancholie warm und irgendwie behaglich klingt. Das darauf folgende „Death Note“ erinnert nicht nur durch den Titel an das auf „Mutant Dubstep Vol.3“ erschienene „Deathstep“, wird jedoch um eine ebenso simple wie beklemmende Klaviermelodie und eine dramatisch anmutende E-Gitarre verfeinert. Es wirkt ähnlich unheilvoll, jedoch subtiler und detailreicher, eine interessante Weiterentwicklung. Theatralisch, werden vielleicht einige denken – ja, aber dafür gut inszeniert!

Letzteres lässt sich sowieso für das gesamte Album sagen, denn die Samples, die digitalen Klänge und auch die live eingespielten Instrumente sind präzise, auf den Punkt genau gesetzt und bis zum Ende durchdacht. Oft kommt eine gute Portion Drama, manchmal auch ein Quentchen Pathos hinzu – letzteres lässt man dem Künstler angesichts der meist überragenden Tracks aber gern durchgehen. Hinzu kommt, dass Mobthrow sich nicht auf einen konkreten Stil festlegen lässt, sondern aus allen ihm in den Sinn kommenden Registern zieht. Das Album klingt trotz der meist dunklen Stimmung nie monoton, sondern präsentiert stets eine neue, andere Facette des Dunklen.

So kommt „Night Riders“ leicht jazzig und verträumt-spacig daher – man mag da an die Anfänge Red Snappers denken. „Desert City Rising“ wiederum erinnert an die rein instrumentellen Tracks von Nine Inch Nails, man könnte sogar sagen: So könnte eine positive, elektronisch geprägte Weiterentwicklung der Industrial-Götter klingen, sofern es sie noch gäbe. Nach dem eher kurzen Intermezzo „The 3 Marks“ mit verstörenden Feen-artigen Frauengesang geht es einen Tick weiter Richtung Drum’n’Bass. „Iron Tribal“ kommt dabei hart und kalt daher und wäre in Bezug auf seine Düsternis und sein Tempo ideal für die musikalische Untermalung von Computer-Spielen mit apokalyptischen Storyboards. „Street Breakz“ zitiert mit einem Augenzwinkern Van Halens „Ain’t Talkin’ ’Bout Love“, eine kleine Reminiszenz an Apollo 440s Hit von 1997.

Insgesamt ist „Mobthrow“ ein treibendes, mitziehendes und aufregendes Album, irgendwo zwischen IDM, Dubstep, Industrial und NewJazz-Klängen angesiedelt. Und wer gegen Ende vielleicht denken mag, dass ein bisschen ruhigere Töne auch gut kämen, dem dürfte der letzte Track einen großartigen Abschluss bieten. Nicht nur geht es in „Alone in the Ruins“ ruhig und entspannt zu, Mobthrow lässt auch hier wie zu Anfang des Albums eine wichtige Persönlichkeit der Pop-Kultur an seiner Stelle sprechen (beziehungsweise singen): diesmal dürfen wir der Stimme der wunderbaren Nina Simone lauschen, wie sie „Feeling Good“ zum Besten gibt: „It´s a new dawn, it´s a new day, it´s a new life…“ Wahrhaftig ein beeindruckendes Album, dass den hoch gesetzten Ansprüchen durchaus gerecht wird.

Preview:

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Tracklist:

  1. Be Water
  2. Rainwolf
  3. Deathnote
  4. Angel Eyes
  5. Night Riders
  6. Bulb Engine
  7. Desert City Rising
  8. The 3 Marks (feat. Katja)
  9. Iron Tribal
  10. Street Breakz
  11. Alone In The Ruins

(Ad Noiseam)