Emanuele Errante – Time Elapsing Handheld

Emanuele Errante Seit einer gefühlten Ewigkeit gehört die Idee einer kontrollierbaren Zeit zur Zukunftsmusik der Menschheit. In zahlreichen Romanen, Filmen, TV-Serien und sonstigem Kulturgut spielten und spielen Zeitreisen und sonstige Manipulationen der bislang unantastbaren Dimension eine Hauptrolle. Moderne Medien wie Foto, Film und Tonträger suggerieren bereits seit mehr als 100 Jahren, dass sich ein Moment festhalten lässt. Vielleicht gehen ja ihre postmodernen Nachfolger bald einen langersehnten Schritt weiter und bieten eine App, mit deren Hilfe man durch einen einfachen Griff auf das Touchdisplay die Zeit beschleunigen kann. Es ist höchst unwahrscheinlich, ja, aber irgendwie auch ein schöner Gedanke.

In sieben Stücken (zzgl. zwei Bonus-Downloads) thematisiert das dritte Album des italienischen Musikers und Klangkünstlers Emaunele Errante die Zeit. Da es sich um reine Ambient-Tracks handelt, wird dieser Bezug zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft jedoch hauptsächlich über die Titel (z. B. „Counterclockwise“, „Later, Earlier“, „Dorian’s Mirror“ oder „Memoirs“) hergestellt. Mit vordergründigen akustischen Bezugnahmen, beispielsweise in Form eines rhythmischen Uhrentickens, gibt sich „Time Elapsing Handheld“ aber nicht ab. Stattdessen arrangiert Errante synthetische Klänge mit denen akustischer Instrumente wie Gitarre, Klavier und Harfe, und schichtet dabei vor allem sich ewig wiederholende Loops von Geräuschen, Harmonien und Arpeggien übereinander. Nur manchmal bricht ein Saitenzupfen oder Tastenklimpern aus dem daraus entstehenden akustischen Geflecht aus.

Diese Form von Ambient funktioniert auf subtile Art. Man muss sich auf die Musik nicht besonders konzentrieren, allzu viel würde man dadurch sowieso nicht entdecken können. Stattdessen besitzt jedes einzelne Stück eine Art Eigenschwingung. Selbst wenn „Time Elapsing Handheld“ bloß als Hintergrundbeschallung läuft, führt die Musik beim Hörer zu Resonanz und die Atmosphäre überträgt sich scheinbar unvermittelt. Hier sind es vor allem Stücke wie „Counterclockwise“, „Dorian’s Mirror“ und „Memoirs“, die einen in ihren Bann ziehen. Und ehe man sich versieht, sind 45 Minuten wie im Flug vergangen.

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/emanuele_errante_time_elapsing_handheld_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Leaving To Nowhere
  2. Made To Give
  3. Counterclockwise
  4. Inner
  5. Later, Earlier
  6. Dorian’s Mirror
  7. Memoirs
  8. Egostay (Bonus Track Digital)
  9. Hidden Sun (Bonus Track Digital)

(Karaoke Kalk)