Europa – War da was?

Satellitenbild von Europa
Wir schreiben das Jahr 2011. Der Begriff Europa wird verbunden mit Negativschlagzeilen: Schuldenkrisen, Wirtschaftskrisen. Italien und Frankreich streiten um Grenzkontrollen und tunesische Flüchtlinge, die keiner aufnehmen will. Allgemeiner Tenor: „Probleme gehen uns nichts an, so lange sie außerhalb unserer Grenzen sind!“ Gemeinsame europäische Verantwortung juckt scheinbar nicht die Bohne. Höchste Zeit das Thema Europa wieder ein wenig zu entstauben. Genau dafür gibt es das Transeuropafestival.

Das kulturell und politisch ausgerichtete Event findet vom 6. bis zum 15. Mai in zwölf europäischen Städten gleichzeitig statt. Berlin ist zum ersten Mal mit dabei. Beim Festival geht es um Demokratie, Gleichheit und Kultur, die über den nationalen Tellerrand hinaus geht. Mit Podiumsdiskussionen und Lesungen, künstlerischen Installationen, Theater und Musik versuchen die Organisatoren auf heiße Eisen aufmerksam zu machen wie: ein sozialeres Europa, Freiheit der Medien, menschlicher Umgang mit Flüchtlingen, Probleme der Roma und Sinti in Europa.

Hier eine Auswahl aus dem Berliner Programm:

Zu Beginn steht ein Vortrag von Franco ‘Bifo’ Berardi (6.5. 19 Uhr Uferstudios). Der italienische Theoretiker sozialer Bewegungen spricht über  „potentiellen Raum für kulturelle und politische Aktion“ im Zusammenhang mit der sozialen und wirtschaftlichen Krise Europas. Berardi ist als glühender Europäer und rhetorisches Ass bekannt.

Szene aus "Willkommen zuhause"
Szene aus "Willkommen zuhause"

Ein Teil der Veranstaltung widmet sich Menschen, die sich von altersher nichts aus Grenzen von Staaten gemacht haben und als Nomaden durch ganz Europa zogen: die Roma wurden deswegen verfolgt und sind bis heute sozial ausgegrenzt. Am Samstag zeigt das Herdelezi Roma Kulturfestival in der Boddinstraße in Neukölln (7.5. ganztägig) Musik, Literatur und Theater von Roma aus Berlin. Die schwierige Situation der Roma in Europa ist hingegen Thema der Dokumentation „Willkommen zuhause“ (15.5. 18 Uhr Kino Arsenal). Der Film von Eliza Petkova und Hannes Marget gibt Einblick in die Schicksale von Romafamilien, die von Deutschland in das Kosovo abgeschoben wurden: ein kritischer Kommentar, wie die deutsche Politik mit den Menschen umgeht. Im Anschluss gibt es eine Diskussion.

Gerade aktuell ist die Situation am Mittelmeer: Tausende Menschen flüchten aus Nordafrika und wollen in Europa ihr Glück versuchen –  EU-Regierungen fallen in Panik. Verträge mit den nordafrikanischen Staaten und der Türkei sollen dafür sorgen, dass die Menschen gleich wieder zurück geschickt werden können: Europa setzt weiterhin auf Abschottung. Das wird am 13.5. in Kreuzberg mit der grünen Europaabgeordneten Ska Keller und Oktay Durukan von der Helsinki Citizens Assembly, einer Organsation für Flüchtlingshilfe aus Istanbul, diskutiert (Südblock Kreuzberg).

Orte:

  • Uferstudios, Uferstaße 8-11, Berlin-Wedding, U-Bahn: Pankstrasse
  • Kino Arsenal, Potsdamer Straße 2, Berlin-Tiergarten, S-/U-Bahn: Potsdamer Platz
  • Südblock, Admiralstr. 1-2, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Kottbusser Tor