Wenn meine Gedanken ab und an den letzten Sommer streifen und sich ein Soundtrack auf die Bilder legt, so taucht mitunter dieser „Über-Track“ des vergangenen Jahres auf: „Without You“. Der elegante und gleichzeitig dunkle Groove griff auf beinahe jeder Tanzfläche und irgendwie gab es den allgemeinen Konsens, dass Art Department so „richtig cool“ seien. Vor allem aber scheint diese Band noch recht frisch – doch dahinter verbergen sich mit den beiden Kanadiern Kenny Glasgow und Jonny White durchaus bekannte Gesichter.
Zusammengeführt wurden Glasgow und White von Damjan Lazarus, als er sie für einen Remix für sein Label Crosstown Rebels gewann. Heute, einige Remixe und eine Single später, erscheint das erste Album der beiden als Art Department auf Crosstown Rebels. Damit folgt man Maceo Plex und Deniz Kurtel, die auf dem Label bereits vielbeachtete Debüts in diesem Jahr hatten.
Mit gesteigerter Erwartung und Vorfreude sah ich nun „The Drawing Board“ entgegen und brachte etwas überdreht den ersten Track „Much Too Much“ zum Spielen. Aber was war das? Der Groove war da, alles passte, als plötzlich der Gesang kam. Hier singt Kenny Glasgow höchstpersönlich, aber genau das ist der Punkt, an dem sich wohl die Geister scheiden: Glasgow klingt, als hätte sich ihm die ganze Welt verwehrt. Er klingt tragisch, aber mehr jammernd als stark. Nun gibt es nicht wenige, die gerade das ganz wunderbar finden. Zu denen zähle ich leider nicht.
Es gibt jedoch Tracks, bei denen es ganz wunderbar passt. Das großartige „Without You“ lebt gerade davon, oder auch „Living The Life“, was vor allem an Seth Troxlers Stimme liegt, die hier das Stück trägt. Sie hat auch noch bei einem zweiten Track mitgewirkt: „Vampire Nightclub“, der A-Seite der „Without You“-Single. Das ist gedämpfter, lässiger After-Hour-Klang, in dessem letzten Drittel Glasgow wieder seine schiefe Stimme zeigt und mich damit irritiert. Ähnlich geht es mir bei „We Call Love“, der in Zusammenarbeit mit Soul Clap entstand.
Art Department haben mit „The Drawing Board“ ihr Repertoire erweitert. „Without You“ war ein Killer und in meiner Naivität erwartete ich mehr ein Clubalbum. Das ist „The Drawing Board“ aber definitiv nicht. Vielmehr schwingt immer eine Portion Melancholie mit, die vor allem durch Kenny Glasgows Stimme verstärkt wird. Besonders in den Tracks, in denen sein Gesang maßgeblich die Melodie trägt, höre ich für meinen Geschmack ein wenig zu viel „Leiden“. Aber „The Drawing Board“ ist nicht nur leicht jaulender Gesang, es ist auch erfreulich roh mit Ecken und Kanten. Verglichen mit dem ersten Album auf Crosstown Rebels in diesem Jahr, Maceo Plex‘ „Life Index“, dessen Album eine Ansammlung von House-Hochglanz-Produktionen ist, haben Art Department hier einen Sound produziert, der ein wenig unfertig klingt, damit aber persönlich und authentisch ist. Und sollte ich mich irgendwann an den Gesang gewöhnen, dann würde ich sagen: „The Drawing Board“ ist ein gutes Album.
Preview:
[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/art_department_the_drawing_board_preview.mp3[/podcast]
Tracklist:
- Much To Much
- Tell Me Why (Part I)
- Living The Life Feat. Seth Troxler
- What Does It Sound Like
- Without You
- We Call Love Feat Soul Clap & Osunlade
- Vampire Nightclub Feat. Seth Troxler
- In The Mood
- Roberts Cry
- Tell Me Why (PartII)
- I C U