Bei einem Blick auf die Biografie von Thomas Koch, alias DJ T., könnte man es verzeihen, wenn dieser als Veteran der deutschen elektronischen Musik bezeichnet werden würde. Mitte der 80er startet er seine DJ-Karriere in mehrenen Frankfurter Clubs, 1989 gründet er das Groove- Magazin, 1999 mit Freunden seinen eigenen Club und 2002 mit Booka Shade und M.A.N.D.Y. das Label Get Physical Music. Daneben machte er sich zudem noch als Produzent einen Namen. Wenn auch erst knapp über 40 Jahre alt, könnte man es ihm nicht verübeln, sollte sich nun so etwas wie ein Sättigungsgefühl einstellen. Die Chefredaktion der Groove hat er längst abgelegt, ebenso die Funktion des Labelbetreibers. Doch mit „Pleasure Priciples“, dessen Titel sich übrigens auf den gleichlautenden Janet Jackson-Song bezieht, präsentiert er uns nicht nur sein drittes Album, sondern auch den Beweis, dass er es schlicht und einfach immer noch drauf hat.
Koch wollte sich in der Entstehungszeit des Albums wieder ganz auf seine Arbeit als Künstler konzentrieren. So entstand nach einer für die neue Produktion folgenreichen Nordamerika-Tour ein Album, das von der amerikanischen Housemusik dieser Tage inspiriert ist. Es ist daher nicht zufällig, dass man beim Hören mitunter an Wolf+Lamb denkt. Doch „Pleasure Principles“ ist keine Kopie, sondern vielmehr eine Sammlung von Zutaten, die von DJ T. in einer teilweise aufregenden Art und Weise zu seiner Version des Sounds verarbeitet wurden.
Die Richtung des Albums erfährt man wunderbar mit dem ersten Track „Same Plane“. Ein satter Bass, gedrosseltes Tempo, dezente Claps und verführerische Vocals, das ist nicht unbedingt was für die Wiese, sondern eher was für Schweiß und Dunkelheit. DJ T. hat aber kein Club-Album produziert, dafür ist es teilweise zu entspannt. Was aber gut ist, denn tatsächlich würde die Anneinadereihung von Krachern den organischen Fluss des Albums stören. Mit „Opera Buffa“ und „Unconditional Love“ kommt man in den Zustand samtweicher Schwerfälligkeit, um im Anschluss von „Burning“ in eine musikalische Verführung sexueller Fantasien gezogen zu werden. Diese erste Singleauskopplung, mit Remixen von Art Department und Redshape, ist wunderbar athmosphärisch und auch Dank der Vocals von Nick Maurer erfreulich dreckig. Vor allem aber ist „Burning“ der perfekte Track für dunkle Clubnächte mit erhoffter erregender Körperlichkeit.
Was die Vocals in den entsprechenden Tracks angeht, so zeigt DJ T. sein Gespür für den richtigen Einsatz. Bei „Yesterday, Tomorrow“ passt Dave Ajus bassige Stimme hervorragend zu den Piano Hooks und in „Sense“ haucht James Teej mit weicher Stimme mit dem Bass um die Wette. Letzterer hat wie „Leavin‘ Me“, dem Khans Vocals einen souligen Charakter verpassen, ordentliches Potential für die Tanzfläche.
„Pleasure Principles“ ist ein wunderbar warmes Album, mitunter sogar heiß. Die zwölf Tracks gleiten durch die Ohren und sind tatsächlich auch, entsprechend dem Titel, einem Lustprinzip verschrieben, manchmal tanzend, manchmal liegend. Vor allem aber zeigen sie DJ T.s Gespür für gute Musik, die er mit allerhand Referenzen an seine Inspirationsquellen versieht.
Preview:
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Tracklist:
- Same Plane (feat. Jaw & Ginger)
- Opera Buffa
- Unconditional Love
- Burning (feat. Nick Maurer)
- Yesterday, Tomorrow (feat. Dave Aju)
- Nothing Even Comes Close
- City Life (feat. Cari Golden)
- Sense (feat. James Teej)
- Pattern Exit Drama
- Leavin‘ Me (feat. Khan)
- Remember The Future (feat. Jaw)