Das Internet revolutioniert den Umgang mit geheimen Dokumenten. Mussten Informanten und Spione früher Seite um Seite kopieren oder fotografieren, werden Daten heute digital vervielfältigt – und vor allem: Im Internet veröffentlicht. Jeder kann dank der Whistleblowing-Plattformen wie Wikileaks militärische Videos aus dem Irak und vertrauliche Berichte aus Afghanistan oder Guantánamo nachlesen. Doch was die Regierenden einerseits unter erhöhte demokratische Kontrolle setzen kann, bringt andererseits auch Risiken mit sich.
Peter Schaar, der Bundesbeauftrage für den Datenschutz, warnt: Erstens könnten die den Plattformen zugespielten Daten manipuliert sein, um die Öffentlichkeit zu täuschen. Zweitens bestehe die Gefahr, dass Informanten nicht ausreichend geschützt werden – in manchen Ländern könnten sie im Gefängnis landen und sogar gefoltert oder getötet werden. Und drittens könnten auch private Informationen, die im Licht der Öffentlichkeit nichts verloren haben, für alle zugänglich gemacht werden – von Geburtsurkunden bis zu Krankenakten.
Daniel Domscheit-Berg, der bis zum September 2010 bei Wikileaks aktiv war und derzeit die neue Whistleblowing-Plattform Openleaks gründet, will der Kritik durch eine klare Aufgabenteilung entgegentreten. Anders als bei Wikileaks sollen die weitergegebenen Dokumente bei Openleaks nicht durch die Plattform selbst veröffentlich werden, sondern von Partnerorganisationen, vor allem Medien und Nichtregierungsorganisationen. Openleaks will sich so voll auf den Schutz der Quellen konzentrieren, während die Partnerorganisationen die Quellen selbst überprüfen und dann entscheiden, ob die Dokumente veröffentlicht werden.
Und die Bürger? Auch die sollten vorsichtig sein, meint Peter Schaar: „Ich würde immer mit einer ziemlichen Skepsis an solche Informationen und solche Plattformen herangehen, wo ich nicht identifizieren kann, ob es sich wirklich um zutreffende Informationen handelt.“