Lykke Li – Wounded Rhymes

Lykke Li - Wounded RhymesEine junge Südschwedin erscheint am Mainstream-Horizont. Ihre Songs sind catchy, wirken aber authentisch. Sie ist Teil der neuen skandinavischen Pop-Coolness und hat allein dadurch bereits viele Sympathien auf ihrer Seite. Fangen wir also mit einer Frage an, die gegenwärtig durchaus nahe liegt, sofern man nicht gerade ein intimer Kenner der nordischen Musikszene ist: Wer ist Lykke Li und was unterscheidet sie von Robyn?

Zunächst die Gemeinsamkeiten: Ja, sowohl Robin Miriam Carlsson als auch Li Lykke Timotej Zachrisson kommen aus der südlichen, weniger einsamen Hälfte Schwedens. Beide wurden in Künstlerhaushalte geboren, erfuhren dementsprechend elterliche Förderungen und sahen ihre Zukunft sehr früh auf der Bühne. Sie sind viele Jahre lang ihren jeweils eigenen Weg durch Stockholms Pop-Business gegangen und haben dabei das eine oder andere Mal dieselben Weggefährten getroffen; sowohl Lykke Li als auch Robyn sind auf dem Soloalbum des schwedischen Produzenten Kleerup (2008) sowie auf Röyksopps „Junior“ (2009) als Gastsängerinnen zu hören. Und schließlich war Robyn 26 Jahre alt, als ihr mit dem gleichnamigen Album der (neuerliche) Durchbruch gelang – Lykke Li, deren zweites Album „Wounded Rhymes“ im März 2011 erschienen ist, wurde kurz nach der Veröffentlichung 25.

Stilistisch jedoch trennt Frau Carlsson und Frau Zachrisson einiges – und darauf sollte, bei aller äußerlichen Ähnlichkeit des Werdegangs, schließlich das Hauptaugenmerk liegen. Lykke Li tritt auf „Wounded Rhymes“ als eher ernste denn gut gelaunte Songwriterin auf, einige der zehn Stücke haben gar deutliche Folk- oder Americana-Anklänge. In enger Zusammenarbeit mit Produzent Björn Yttling von Peter Bjorn and John (genau, die mit dem Gutfind-Hit von 2006) ist ein Indie-Pop-Album mit leichtem Elektro-Einschlag entstanden, das sich hervorragend zur Untermalung romantisch-melancholischer Fantasien eignet, beispielsweise von Agnetha Fältskog, die im goldenen Herbst trist über ihr abgeschiedenes Landgut streift. Selbst schnelle, tanzbare Tracks wie die Radiosingles „Get Some“ oder „I Follow Rivers“ zeichnen sich durch eine recht sperrige Komposition aus, die hörbar kein Interesse daran hatte, ein weiteres glattgebügeltes schwedisches Kaugummi-Album abzuliefern.

Das düstere Plattencover und die bisweilen halbbitteren Texte („Sadness Is A Blessing“ und so) schließlich festigen den Eindruck einer jungen Frau, die sich scheinbar vorgenommen hat, den Pfad einer Sophie Zelmani, einer Emiliana Torrini oder gar einer Nina Persson einzuschlagen, statt dem lukrativen Lockruf der Discokugel zu folgen. Gleichzeitig mag sie dabei offenbar trotzdem nicht auf die für ihr Heimatland typische Eingängigkeit der Melodien verzichten – und verspricht uns damit den ein oder anderen herben Frühlingshit. Auch wenn es also wie ein naheliegender Marketing-Zug erscheint, ist Lykke Li mitnichten einfach die nächstbeste nordische Pop-Lieferantin mit einem „y“ im Namen; es wäre schließlich auch zwecklos, Robyn die Tanzflächen-Herrschaft abjagen zu wollen. Und das hat Lykke Li auch gar nicht nötig: sie setzt sich einfach ans Lagerfeuer und eröffnet die Gegenparty im Garten. Die ja durchaus die coolere sein kann.

Preview:

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Tracklist:

  1. Youth Knows No Pain
  2. I Follow Rivers
  3. Love Out Of Lust
  4. Unrequited Love
  5. Get Some
  6. Rich Kid Blues
  7. Sadness Is A Blessing
  8. I Know Places
  9. Jerome
  10. Silent My Song

(LL Recordings/Warner)