Natalie Beridze, auch bekannt unter dem Synonym TBA, kommt aus Tiflis, Georgien. Sie ist Mitglied von Goslab, einer Künstlergruppe für Multimediakunst, und hat vorher bereits bei Max Ernst Records veröffentlicht. Für ihr aktuelles Album ist sie zu Monika, dem Label von Gudrun Gut, umgezogen. Ein fantastisches Album ist es geworden, das reif, überlegt und in aller Ruhe seine Stärken ausspielt. Die wirkliche Schönheit der spröden Songkonstruktionen offenbart sich erst beim zweiten oder dritten Hören. So zum Beispiel bei „What About Things Like Bullets“, bei dem über einem stark industrial-inspirierten Beat eine Klaviermelodie wie ein kalter Luftzug hinwegzieht. Der Beat wirkt verstörend, zerstörend. Immer wieder wird der Song gebrochen, von kurzen Soundeskapaden kaputt gemacht, um sich nach einem kurzen instrumentalen Solopart umso erhabener wieder in den Vordergrund zu spielen.
Eine ganz andere Seite des Albums zeigt „Blue Shadow“, die Zusammenarbeit mit Ryuichi Sakamoto. Ein ruhiges, in sich gekehrtes Klavierinstrumental, dem es aber trotz der kargen Instrumentalisierung immer wieder gelingt zu überraschen. Verspielt und verträumt, ist es wahrscheinlich der wärmste Track auf dem ganzen Album. Es folgen das sehr sphärische „In the White“, bei dem Natalies Gesang sparsam mit Effekten belegt wird, die aber nie aufgesetzt wirken, sondern immer genau dosiert dort zum Einsatz kommen, wo sie gebraucht werden. Dieser dezente Ansatz in Bezug auf die Stimme durchzieht das Album wie ein rotes Band. Auch wenn Natalie aus ihrer Stimme einen Chor mixt, wirkt dieser niemals überwältigend, sondern hat immer genau die richtige Dichte, die perfekte Länge und den nötigen Effekt.
Das Album besticht in seiner Gänze vor allem auch durch seinen ungemeinen Fluss. Es ist, obwohl es kein Konzeptalbum ist, wunderbar in einem Schwung durchhörbar. Auf ambiente instrumentale Stücke wie „When Dreams Become Responsibility“ folgt der ruhige Song „Future Will (Never Come)“. Der wird aber von kleinen industrial-angelehnten Sounds unterbrochen und ebnet dadurch den Weg zu experimentelleren und atonaleren Tracks wie „Best Burden“ oder der Soundcollage „Deeply Superficial“. Zum Abschluss gönnt Natalie sich und dem Hörer ein fast 10minütiges Instrumental. „Half This Game Is Ninety Percent Mental“ macht die Klammer, die der Opener aufgemacht hat, mit sanften, verhallten Klavierklängen wieder zu. Ein würdiger Abschluss für ein Album, das die Messlatte für anspruchsvollen und in sich gekehrten Pop extrem hoch hängt. Kein Sommeralbum, aber eines, das bleiben wird.
Preview:
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Tracklist:
- Nothing Ever Changes. . . Just Rearranges
- Forever Has No Shadow
- What About Things Like Bullets
- Whatever Falls Is Sumptuous
- Blue Shadow
- In The White
- The Face We Choose To Miss
- When Dreams Become Responsibility
- Future Will (Never Come)
- Best Burden
- Deeply Superficial
- Silently
- Give My Thoughts No Tongue
- Half This Game Is Ninety Percent Mental
(Monika)