Panda Bear – Tomboy

Panda Bear - TomboyBären begegnen uns seit geraumer Zeit nicht nur im Naturreich, sondern auch vermehrt im Plattenladen um die wildfreie Ecke. Grizzly Bear, Polar Bear und Bear In Heaven sind dabei nur ein paar erwähnenswerte Namen. Sehr deutlich von dieser Menge hebt sich Noah Lennox aus Baltimore ab: Als Panda Bear schleuderte er 2007 sein drittes Album „Person Pitch“ auf den Indie-Markt und gliederte sich damit in nahezu jede existierende Ranking-Liste der besten Alben der 2000er ein. Von einem Meisterwerk der Avantgarde-Elektronik ist seither die Rede. Nun stellt sich mit der Veröffentlichung des vierten Studioalbums „Tomboy“ auf dem Eigenlabel Paw Tracks die berühmt-berüchtigte Frage nach der Beschaffenheit eines Post-Geniestreiches.

Zunächst einmal sollte Erwähnung finden, dass „Tomboy“ dem gestandenen Fan wenige Überraschungen bereithält, da ein Großteil der Songs seit bereits 2008 auf Touren und Festivals gespielt oder zuvor als Singles veröffentlicht wurden. Unter Umständen verzögerte sich die Veröffentlichung aufgrund der Tatsache, dass Noah Lennox nach „Person Pitch“ an dem nicht weniger hochgelobten Spätwerk „Merriweather Post Pavilion“ von Animal Collective arbeitete, wo er seit Gründung festes Mitglied ist.

Beim Opener „You Can Count On Me“ könnte der geschulte Hörer meinen, die Eigenheit von „Tomboy“ erschlossen zu haben: Ein Acapella eröffnet eine klare Melodie, wächst sukzessiv heran und lässt nur mit Vorbehalt Drums und Dialog-Recordings an sich ran. Wir haben es also mit einem sich von der Verspieltheit und Farbenpracht von „Person Pitch“ distanzierenden Album zu tun, das klare, schlichte Melodien und wenig Produktion atmet. Nun, nein: nicht ganz richtig. Zutreffend ist die Melodiebesinnung – „Tomboy“ kommt an sehr wenigen Stellen an das Abstraktum des Frühwerks ran. Doch mit Tracks wie „Surfers Hymn“ oder „Afterburner“ beweist Panda Bear, dass Musik klein anfangen und sich unerwartet zu klanglichen Monumenten entwickeln kann, zu denen man ungehemmt tanzen sollte. „Slow Motion“ dagegen braucht nur einige Augenblicke und Klavierakkorde, um sich zu einem der wohl besten Songs des Jahres zu erheben. Selten war die chorale Stimme Lennox‘ in einer höheren Form und die Gregorianik in der elektronischen Musik präsenter als hier. „Benfica“ schließt das Album in selbiger Manier wie der Opener ab und verriegelt die Schatzkiste, um sie weiter in die Tiefen der Musikgeschichte ziehen zu lassen.

Panda Bear lässt sich keine Sekunde irritieren: Losgelöst von allen Erwartungen und Befürchtungen schafft er erneut ein kochendes Werk, das von großer Bedeutung für die elektronische Musik ist. „Tomboy“ ist ganz unabweisbar eine Heldentat, die viel Raum zum Hinhören lässt, dann wieder bärenfest packt und atemberaubend wirkt. Eine große Empfehlung.

Preview:

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Tracklist:

  1. You Can Count On Me
  2. Tomboy
  3. Slow Motion
  4. Surfers Hymn
  5. Last Night At The Jetty
  6. Drone
  7. Alsatian Darn
  8. Scheherazade
  9. Friendship Bracelet
  10. Afterburner
  11. Benfica

(Paw Tracks)