Tonbandkassetten waren das Medium der 80er-Jahre und wahrscheinlich jeder, der damit aufgewachsen ist, hat in seinem Leben mal ein Mixtape gemacht. Was bei der Musikindustrie nicht sonderlich beliebt war und dazu führte, dass bei Radiosendungen die Moderatoren dazu aufgefordert wurden, doch bitte in die Musik hinein zu sprechen, damit die nicht so einfach kopiert werden kann – gebracht hat es bekanntlich wenig. Kassetten haben im Gegensatz zu modernen MP3-Playern noch mechanisch funktioniert, was nach einigem Gebrauch auch deutlich zu hören war: sie leierten aus. Das hat einen komischen, schrägen, schleppenden Sound erzeugt – der bei „One Nation“ von Hype Williams geradezu zelebriert wird.
Dean Blunt und Inga Copeland, die sich hinter Hype Williams verbergen, haben sich nach einem Musikvideo-Regisseur benannt, der mit Mainstream-Größen wie beispielsweise Will Smith und P.Diddy zusammengearbeitet hat. Die Band veröffentlicht zwar auch auf einen eigenen Youtube-Kanal, die Musik ist aber eher das Gegenteil zu den polierten Produkten des Videoregisseurs. Nichts an „One Nation“ ist poliert, dafür war auch gar keine Zeit.Denn das Album wurde innerhalb von 48 Stunden nach der Einnahme mehrerer Ecstasypillen der Marke Mitsubishi aufgenommen – mit einem Taperekorder. Deshalb wirkt „One Nation“ auch eher wie eine Jamsession als wie ein durchdachtes und strukturiertes Album.
Das hat zur Folge, dass es Parts gibt, die grandios mit dem Lo-Fi-Sound spielen: blubbernde Bässe, leicht asynchrone Melodien, die Andeutung von Songstrukturen. Da sitzt jemand mit Gespür für Melodie und Rhythmus, aber er erreicht nicht immer das volle Potenzial seiner Fähigkeiten. Denn oft wirken die Teile zu beliebig miteinander verbunden und austauschbar. Dass „One Nation“ einem trotzdem im Gedächtnis bleibt, liegt an diesem ganz eigenen, ausgeleiert klingenden Kassettencharme. Es eiert und schleift überall, und wenn man es nicht besser wüsste, würde man glauben, die eigene Festplatte liefe unrund. Das Album bietet daneben auch noch einen ungewöhnlich dumpfen Sound, meilenweit entfernt von modern gemasterten Stücken oder ausgetüftelten und hochgezüchteten Sounds. Alles wirkt so, als wäre es in den 80er-Jahren aufgenommen. Eine komische Mischung, bei der man sich nicht entscheiden kann, ob man sie gut findet oder nicht – die einen aber auch irgendwie nicht mehr loslässt.
Preview:
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Tracklist:
- Ital
- Untitled
- William, Shotgun Sprayer
- Businessline
- Warlord
- Dragon Stout
- Homegrown
- Your Girl Smells Chung When She Wears Dior
- Unfaithful
- Mitsubishi
- Jah
- Break4love
- Untitled (And Your Batty’s So Round)