Tommy Four Seven – Primate

Ende 1999 stampfte Chris Liebing mit Create Learn Realize eines der großen Label des loopigen und besonders großraumkompatiblen Technos aus dem Boden. Über die letzte Dekade hinweg erreichte es zwar keine ständige Präsenz, aber derzeit schwimmt das Label wieder ganz obenauf. Liebing selbst hält sich bei den Produktionen inzwischen zurück und lässt lieber die jüngeren Kollegen ans Werk. Einer von ihnen ist der Engländer Tommy Four Seven, der nach anfänglichen musikalischen Eskapaden zwischen Electro und Tech House schließlich mit seinem eigenen Label Shooting Elvis beim Techno landete.

Der Durchbruch sowie Tommys kompletter Wandel zu pumpenden Beats kamen mit „Surma“ auf Speedy J’s Label Electric Deluxe, wo auch Chris Liebing mit einem Remix vertreten sein sollte. Dieser schnappte sich Tommy sogleich für das gemeinsame Projekt „Bauhaus“ und gab ihm weiterhin durch CLR die nötige Plattform für sein Debüt-Album „Primate“. Auf diesem zeigt sich Tommy auch im gleichen Stil und somit entsprechend hart und düster, was bedeutet; keine Melodien, keine Vocals, lediglich die schroffe Bassdrum, die erbarmungslos auf dichten Atmosphären nach vorn hämmert.

Die stark durch Field Recordings, also Geräusch-Aufnahmen aus dem Umfeld, generierten Sounds des Albums sowie die eher ungewöhnliche Art die verschiedenen Stücke aufzubauen sind eigentlich auch schon das gesamte Geheimrezept des Albums. Denn abgesehen vom kurzen „Verge“, das als einziger Titel auch mal die wuchtigen Kicks pausieren lässt, nimmt Tommy sich für den Aufbau seiner Musik hauptsächlich eines: viel Zeit! Sein Techno lebt förmlich davon, einzelne Elemente mit enormer Ausdauer aufzubauen, ohne dabei übertrieben in die Länge gezogen zu wirken oder in seiner Wucht entschärft zu werden.

Besonders „Armed 3“, der letzte der neun Titel, knüpft dabei klanglich extrem an Tommys – auf diesem Album übrigens leider nicht vertretenen – Club-Hit „Sor“ an. Durch seinen markanten Rhythmus entwickelt der Titel eine enorme Schubkraft, wohingegen Beiträge wie das geradezu dahin fließende Stück „CH4“ schon beinahe Ruhe ausstrahlen. Während die meisten Tracks hauptsächlich im 4/4-Takt funktionieren, finden sich sogar Breakbeat-ähnliche Gefilde („G“) oder das sich stoisch im 3/4-Takt voran schleppende „Talus“. Dazwischen präsentiert Tommy mit ordentlichem Druck alles, was das Techno-Herz begehrt, und das sogar ohne auch nur einmal die sonst doch so omnipräsente Hihat erklingen zu lassen.

Generell ist „Primate“ eher für die Tanzflächen und Industrie-Hallen dieser Welt geeignet, als für den Nachmittags-Tee. Zusätzlich sei erwähnt, dass eine große Beschallungs-Anlage sinnvoll wäre um auch in den vollen Genuss des leider nur knapp einstündigen Albums zu kommen. Wer sich hingegen schon immer gefragt hat, wie solch karges und leicht apokalyptisch anmutendes Gewummer eine schreiende Masse bewegen könne, ist auf „Primate“ gar nicht gut aufgehoben. Alle Anderen dürften sicher ihre helle Freude an diesem kleinen, bösen Kunstwerk haben.

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/tommy_47_primate_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Sevals
  2. Talus
  3. G
  4. Ratu
  5. Track 5
  6. CH4
  7. Snout
  8. Verge
  9. Armed 3

(CLR – Create Learn Realize)