Tom Thiel hat sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Das klingt nun erstmal nicht sehr spektakulär, blickt man jedoch auf die bisherige Historie Tom Thiels zurück, wird man neugierig: Über 20 Jahre ist der gelernte Toningenieur (u.a. war er für Yello, Marc Almond, Palais Schaumburg und D.A.F tätig) schon dabei, hat in diversen Kooperationen mitgewirkt, die nicht selten richtungweisend waren. Zum Beispiel gründete er mit Stephen Fischer und Max Loderbauer Fischerman’s Friend. Nach dem Ausstieg Fischers ging es mit Loderbauer (mittlerweile Teil des Moritz von Oswald Trios) unter dem Namen Sun Electric weiter. Seit dessen Gründung 1994 ist er zudem festes Mitglied des von Gudrun Gut initiierten Kollektivs Oceanclub. Mit Daniel Meteo schuf er schließlich 2001 das Projekt Bus und lotete den Raum des Dub aus.
Vor allem mit Sun Electric erlangte er Kultstatus. Neben The Orb, mit denen sie auf ausgiebige Welttour gingen und an deren Album „Pomme Fritz“ sie auch mitarbeiteten, gilt das Duo als einer der Begründer des Ambient House und prägte in den 90ern den gesamten Bereich der Electronica maßgebend mit.
Nachdem das Label Shitkatapult 2007 mit „Lost & Found (1998-2000)“ diverse vergessene Tracks von Sun Electric neu herausbrachte und dem Duo neue Aufmerksamkeit verschaffte, nahm es Tom Thiel selbst unter Vertrag.
Man hört dem Album an, dass hier ein Künstler am Werk ist, der vieles ausprobiert hat und zu Recht einer der Pioniere der IDM genannt werden kann. Tom Thiels Musik entzieht sich festen Kategorien, lässt jedoch immer wieder die Spuren seiner vergangenen Projekte durchhören. Dabei klingt die Musik nicht altbacken, sondern weitergedacht, fortgesponnen und dementsprechend progressiv. So kann man immer wieder Elemente des House, Ambient, Dub und allgemein der Electronica ausmachen, doch lassen sich die Tracks nie auf ein bestimmtes Genre festlegen. Gerade dadurch klingt das Album nie langweilig, sondern bietet mit jedem Track etwas erfrischend Neues. Tom Thiel schöpft aus seinem Erfahrungsfundus, setzt selbstbewusst und dennoch unprätentiös seine klanglichen Zutaten zu einer Musik zusammen, die vor allem warm und äußerst zugänglich daherkommt.
Ein eher ruhiges, entspanntes Album hat Thiel hier geschaffen, das zwar nicht mit völlig neuen Experimenten aufwartet, dafür aber garantiert für erhöhten Wohlfühlfaktor sorgt und den Finger Richtung Wiederholungstaste lenkt.
Preview:
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Tracklist:
- Pulse
- An Isle
- Craxa
- STHG
- Loose Ends
- Falls
- Lowerslower
- Laissez Faire
- Sabado
- Suzuka
- Nordish