King Creosote & Jon Hopkins – Diamond Mine

King Creosote & Jon Hopkins - Diamond MineEin kühler September-Abend, der die Wellen am Highland hoch schlagen lässt. Wir zoomen in das Innere eines kleinen Hauses an der Küste und finden uns in einer kaminerwärmten Wohnstube wieder, in der sich zartes Klavierspiel und eine leise, whiskygetränkte Männerstimme mit dem Knarzen alter Dielenböden und dem genügsamen Schnurren einer Katze vermischen.

Womöglich hatte der schottischen Singer-Songwriter King Creosote (alias Kenny Anderson) genau dieses Szenario im Sinn, als er die vorliegende Platte als „soundtrack to a romanticized version of a life lived in a scottish coastal village“ beschrieb. Denn tatsächlich klingt „Diamond Mine“ wie die Filmmusik zu einer verschroben kitschigen Tragikomödie. Entstanden ist das Album aus vielen spontanen Begegnungen zwischen King Creosote und Jon Hopkins, bei denen die Herren sich zum gemeinsamen Musizieren trafen – und zwar über einen längeren Zeitraum von sieben Jahren hinweg.

Der Brite Jon Hopkins – gleichermaßen geprägt von der Schule Ravels und des Drum’n’Bass – ist beinahe ein Universalgenie: Nach seinem Debüt „Opalescent“ (2001) und dem Nachfolger „Contact Note“ (2004) wechselte er mit dem dritten Studioalbum „Insides“ (2009) zum renommierten Indielabel Domino Records, auf dem nun auch „Diamond Mine“ veröffentlicht wurde. Dabei schaffte er es immer höchst elegant, verschiedene Musikgenres – seien es Electronica, Ambient, Dance oder Chillout – zu kombinieren, ohne in Überladung oder Formlosigkeit abzudriften. Weiterhin machte er sich durch bemerkenswerte Kooperationen (unter anderen mit Coldplay, Brian Eno und Imogen Heap) einen Namen.

Für „Diamond Mine“ taten sich also Jon Hopkins und King Creosote erneut zusammen, nachdem sie schon auf Andersons vorletztem Album „Bombshell“ (2007) kollaboriert hatten. Neben der Mitwirkung in einigen Bands und der Labelführung von „Fence Records“ veröffentlichte King Creosote eine beachtliche Anzahl von über 40 Alben, die sich allesamt mal mehr, mal weniger im folkigen und gitarrenakustischen Genre bewegen. „Diamond Mine“ bildet da keine Ausnahme: Wieder stehen die Gitarre und die glasklare, filligrane Stimme King Creosotes im Mittelpunkt. Ein Add-On bilden hier allerdings die Elektronik- und Ambientuntermalungen des Mitstreiters Hopkins, die dem Album den nötigen Soundtrack-Glanz verleihen.

Verstärkt wird dieser Effekt durch Field Recordings, die im Opener „First Watch“ sogar den ganzen Song dominieren: Behutsame Klavierharmonien flechten sich in Umgebungsgeräusche eines Restaurants ein, die sich mal im Vordergrund abspielen und dann wieder geschwind in den Hintergrund rücken. Nach diesem lebendigen Ausflug wird der Hörer nun auf eine Reise durch Creosotes schottische Heimat mitgenommen. So folgt er beispielsweise dem Seefahrer John Taylor auf seine große Reise („John Taylor’s Month Away“) oder wird heimlicher Zeuge eines ruhigen Küstentages, an dem die Vögel lauter zwitschern, als King Creosote singen möchte („Your Own Spell“).

„Diamond Mine“ ist ein ausgesprochen homogenes Album: Während einzig und allein „Bats In The Attic“ durch den forschen Gesang und das Phil-Wilkinson-Drum-Set heraussticht, fließen die restlichen Tracks sehr unauffällig ineinander über. Glücklicherweise helfen Hopkins‘ Elektronik-Spielereien, so dass dennoch kein Hauch von Langeweile aufkommt. Sieben Songs, in die man sich reinlegen möchte und selbst nach einer kurzen Spielzeit von einer halben Stunde kaum aus den Federn kriechen kann – wir befinden uns schließlich in heimeligen Gefilde. Welch‘ Schmuckstein!

Preview:

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Tracklist:

  1. First Watch
  2. John Taylor’s Month Away
  3. Bats In The Attic
  4. Running On Fumes
  5. Bubble
  6. Your Own Spell
  7. Your Young Voice

(Domino Records)