Simon Baker – Traces

Traces AlbumcoverDie Klänge des britischen Produzenten Simon Baker finden schon seit geraumer Zeit ein weit geöffnetes Ohr in der House- und Technoszene. Abgeräumt hat er vor einigen Jahren vor allem mit seinem eher technoiden Smasher mit dem schlichten Namen „Plastik„.

Heute schiebt er die eine oder andere Tech- und Deep House-Variation hinterher. Seine Verdienste sind auf namhaften Labels wie Playhouse, Cocoon, oder Get Physical nachzuhören und sein erstes Album „Traces“ wurde kürzlich fertig, welches auf seinem Heimlabel 2020Vision erschienen ist.

Simon BakerIn voller Vorfreude auf eine schmissige und tanzbare Platte eines Experten in Sachen House schmeiße ich die Platte rein. Um es schonmal vorweg zu nehmen: Das Werk soll nach Aussage der Macher nicht nur mit extrovertierten, für den housigen Dancefloor gemachten Knallern bestückt sein. Es seien auch tiefergehende Werke dabei, die eher für den Kopfhörer und dabei geschlossenen Augen gedacht sind.

„No Pressure“ eignet sich eigentlich nur zum Einsteppen und Lockern der Muskulatur. Soll heißen, es ist ein eher unauffälliger Einstieg in das Album. Bei „L Train“ gewinnt das Album mit seinem direkten Grundbeat an Kontur, aber auch dieser Track plätschert irgendwann ins Leere, siecht dahin und enttäuscht!

Mit dem Album will Simon Baker eine Art Zäsur zu seiner bisherigen Laufbahn als Produzent setzen: „I have the experience now to put an album together that isn’t just straight club tracks, I wanted it to represent me, my years in this music and show my more musical side.“ Was er damit genau gemeint hat, zeigt sich mehr und mehr beim Weiterhören. „Grey area“ rummst gut im 4/4-Takt und die Scheibe nimmt endlich Fahrt auf. Der Beat ist schön deep, futuristisch klackernde Effekte und ein wildes Piano geben dem Track den nötigen Drive. Dass Baker Spaß am Tüfteln von Sounds hat, merkt man spätestens beim nächsten Track. „Let me in“ lädt zum Tanzen ein, um sich selbst weiter auf Betriebstemperatur aufzuregeln. Ein saftiger, von Gesang begleiteter Grundbeat kündigt sich an, zwischendurch angereichert mit knallenden Drums. (Simon Baker – Let Me In)

Die folgenden Songs „Someone like..“ und „Dead Air“ haben zwar beide eine hoffnungsvolle Klangfarbe, aber der Funke vom großartigen Track zuvor will einfach nicht überspringen. „Think!“ groovt sich ein wenig wie „Let me in“ ein und schlängelt sich fleissig durchs Soundbett. Auch hier scheint die eigentliche Idee einer (ent-)spannenden Nummer irgendwie nicht zu Ende gedacht. „Olek“ bildet den Abschluß von „Traces“ und kommt etwas härter daher. Beat und Snare sitzen fest im Sattel und bilden mit dem melodischen Thema einen schmeichelhaften Abschluß der Platte.

Dass sein erstes Album vor allem ihn selbst und sein musikalisches Ich repräsentieren soll, das liest sich nach Anhören der Platte wie ein dazugeschiebenes Standard-Bla einer Presseabteilung. Am Ende sticht nur „Let me in“ als fetzige Tanznummer hervor. Die meisten anderen Tracks machen mit anständigen Beats und neuen Soundfarben zunächst Spaß, um dann genauso schnell ihre Struktur zu verlieren und zu verpuffen. Schade!

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/simon_baker_traces_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. No Pressure
  2. L Train
  3. Blue Lights
  4. Grey Area
  5. Let me in
  6. Someone like…
  7. Dead Air
  8. Traces
  9. Think!
  10. Reversal
  11. Olek

(2020Vision)