Vermag man es Kenner und eingefleischte Liebhaber des Detroiter Housesounds zum Debütalbum „Analog Aquarium“ Rick Wilhites zu befragen, sollte ein Wort des Öfteren zu hören sein: Überfällig. Denn nach einschneidenden Releases auf KDJ, dem hoch verehrten Label Kenny Dixon Jrs aka Moodymann und der deutlichen Verantwortung für das Entstehen der „Vibes – New & Rare Music“ Serie im Zeichen des Rush Hour Imperiums, gibt uns „The Godson“ nun auch auf LP-Länge die Möglichkeit seine Musik, seine Liebe zu ihr und somit vielleicht auch einen Teil seiner Lebenseinstellung verstehen zu können.
„Analog Aquarium“ ist daher ein tiefer Einblick, sowohl in die musikalische Vielfalt als auch in das Umfeld Wilhites. So findet man neben den typischen deepen und analogen Houseeinflüssen auch ein breites Spektrum teils jazziger, mal aber auch souliger Nuancen, die in Kooperationen mit Osunlade, Marcellus Pittmann und auch Theo Parrish ihre volle Kraft und Seele entfalten. Dabei wird eines ganz deutlich: Fernab moderner Entwicklungen, Trends oder sogar Erwartungen wird in diesem Album musiziert und nicht programmiert. Jeder einzelne Track trägt dabei diese wiederkehrende Note des Jams in dem die Musik zelebriert, genossen und auch einfach mal wieder gemacht wird, ohne dabei die Funktionalität der Elemente in den Vordergrund zu rücken.
Gerade diese Aspekte verleihen dem Aufhänger des Albums „Blame It On The Boogie“, der wohl als eindeutige Referenz zu den Jacksons zu verstehen ist, den Charakter den man bereits beim Lesen des Namens Rick Wilhite erwartet: Er vermag es einem vielleicht auch gerade durch die jazzigen Vocalparts Billy Loves Bilder des Livejams und der Leichtlebigkeit der Musik in den Kopf zu setzen, die sich schlichtweg zeitlos echt anfühlen. Aber auf der LP befinden sich mit „Cosmic Soup“ oder den beiden „Muzic Gonna Save The World“-Parts auch Stücke, die deutlich den analogen Fokus des Machers und seiner Mitwirkenden in den Vordergrund rücken. Klar und deutlich liegt das Hauptaugenmerk hierbei auf dem gezielten Drumprogramming und dem Vermitteln einer gewissen Rohheit beziehungsweise Roughness der Tracks.
Alles in allem klingt „Analog Aquarium“ so wie es sich wohl die meisten bereits vorab gewünscht haben und setzt somit das aufwendige und interessante Spiel mit dem Klang sämtlicher US-Amerikanischen House-Epizentren das bereits die bisherigen schnell vergriffenen Releases Rick Wilhites ausmachte fort. Wie man das Ganze dabei musikalisch beziehungsweise spezifisch eines Genres einordnet bleibt dem Hörer wohl selbst überlassen. Doch Begriffe wie „Electronic Funk Musik“ oder auch der durch das Label Underground Resistance geprägte „High Tech Jazz“ gewinnen hier schnell an Bedeutung, möchte man Rick „The Godson“ Wilhites ehrenwertes Debütalbum nicht mit den plumpen Ausdrücken House oder Techno strafen.
Preview:
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Tracklist:
- Blame It On The Boogie
- Dark Walking
- Muzic Gonna Save The World Pt.1
- Sunshine Pt. 2
- City Bar Dancing (Basement Mix)
- Deep Horizons
- In The Rain
- Cosmic Jungle
- Cosmic Soup
- Muzic Gonna Save The World Pt.2