Bodi Bill – What?

Bodi Bill - WhatSchon auf ihren beiden ersten Alben haben sich Bodi Bill bei der Wahl ihrer Instrumente nicht nur auf Elektronik beschränkt, eine Gitarre sollte somit eigentlich keine große Überraschung sein. Und doch täuscht das neue Album „What?‟ erstmal knapp zwei Indierockminuten lang einen Stilwechsel vor, der bei aller Schönheit ziemlich überraschend wirkt. Andererseits wird wer zum Beispiel den Track „Hotel‟ im Vorfeld der Albumveröffentlichung gehört hat keinen generellen Bruch mit der musikalischen Vorgeschichte der Band erwarten. Nichtsdestotrotz klingt „Paper‟ zu Beginn fast ein bisschen nach Blackmail in ihren nicht ganz lauten Momenten. Dann aber betritt der erste Synthesizer die Bühne und klingt wieder sehr vertraut nach Bodi Bill, wirft dabei den bis dahin etablierten Rhythmus selbstbewusst für ein paar Sekunden über den Haufen und macht das Lied dadurch gleich zu einem ersten Highlight des neuen Albums.

Das Berliner Trio bleibt auch auf seinem am 18. März erschienenen Werk seinem Stil treu, aber die Coolness, die elektronischer Musik oft anhaftet und gewissermaßen auch auf „Next Time‟ zu hören war, ist ein Stück weit einer Vertrautheit gewichen. Zwar ist der Rhythmus weiterhin ein zentraler Aspekt ihrer Musik, aber die Beats sind weniger präsent, sind organischer als auf dem Vorgänger von 2008. Einen Indie-Dance-Hit nach Art von „I Like Holden Caulfield‟ wird man auf dem aktuellen Album wohl nicht finden, obwohl es auch hier eingängige Songs wie „Brand New Carpet‟ gibt. Im Fokus steht jedoch vielmehr das Songwriting, und anstatt den direkten Weg auf die Tanzfläche zu wählen, nehmen sich die Lieder Zeit, sich zu entwickeln. „Pyramiding‟ und „Sea Foam‟ zum Beispiel sind großartig arrangiert und haben mit ihrer atmosphärischen Dichte absolutes Lieblingsliedpotential.

Bei „What‟, „The Net‟ und „And Patience‟ zeigen sich Bodi Bill dann von ihrer poppigen Seite, während „Garden Dress‟ dieser noch eine Portion Soul beimischt, wie man sie auch schon von „Tip Toe‟ kennt. Erst bei „Friends‟, dem letzten Stück, könnte theoretisch wieder so richtig getanzt werden – wären da nicht der 7/8-Takt und die vielen, genialen aber verwirrenden Taktartenwechsel. Trotz allem findet „What?‟ mit diesem Stück ein euphorisches Ende, was unter anderem auch am Gesang liegt, dessen Melodie an Depeche Mode in ihren besten Momenten erinnert. Und wem das alles zu kompliziert ist, dem sei der Hidden Track empfohlen, der kommt nämlich ganz ohne Tanzverweigerungsgesten daher.

Preview:

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Tracklist:

  1. Paper
  2. Brand New Carpet
  3. Pyramiding
  4. What
  5. Garden Dress
  6. The Net
  7. And Patience
  8. Hotel
  9. Sea Foam
  10. Friends

(Sinnbus)