Ira Atari – Shift

Ira Atari - ShiftAuf einer Tastatur bedeutet „Shift“, von Klein- auf Großschreibung zu wechseln. Die Buchstabenkombinationen, die man danach eintippt, bestehen aus einer Mischung von Vokalen und Konsonanten – kurz alles ist bunt gemischt, mit dem ein oder anderen Satzzeichen dazwischen. So als Auflockerung. Genauso verhält es sich mit dem neuen Album von Ira Atari, es ist eine bunte Mixtur aus verschiedenen Stilen.

Da wir hier von Elektropop reden, kann sich der Hörer dementsprechend auf eine abwechslungsreiche Platte gefasst machen. Gleich zu Anfang wird dann auch die Großschreibung festgestellt, denn der Opener „She’s The One“ brettert gleich ganz schön rein. Man hört gleich, dass bei der Produktion kein Laie am Werk war. Ja!kob von Frittenbude hat das Album produziert und verleiht der ganzen Sache die nötige Politur. Den nächsten Track „Back to Zero“ könnte man fast als Resetknopf verstehen, denn er symbolisiert auch textlich den Ansatz des Albums.

Auch bei zwischenmenschlichen Beziehungen wäre ein Reset – die Möglichkeit, alles auf Anfang zurück zu setzen – manchmal sehr schön. Weil es das aber nicht gibt, hat es Ira in einem Song („Back To Zero“) herbeigeschrieben. Der bringt die nötige Anschlagsdynamik mit, nicht ohne auch mal kurz verträumt zu wirken. Als Nächstes sollte allerdings die Tastatur kurz gegen Papier und Schreibfeder eingetauscht werden – denn „No Deal“ könnte man kühn als „Mittelalter-Elektronik“ bezeichnen. Im Gegensatz zu eher avantgardistischen Projekten wie Helium Vola ist jedoch die Ira-Atari-Coverversion eines Volksliedes aus dem Jahr 1560 („Es saß ein klein wild Vögelein“) tanzbar, energiegeladen und mit dem Sägezahnsyntie auch wunderbar warm geraten.

„Don’t Let Me Down“ (Track 5) hört man sehr deutlich Einflüsse von Mr. Oizos „Flat Beat“ an. Fehlt eigentlich nur noch das passende Video mit Flat Eric. Die darauf folgende erste Singleauskopplung „Don’t Wanna Miss You“ erzählt, wie sollte es anders sein, über die (Un-) Fähigkeit loszulassen. Als ob man die Großschreibung einfach nicht ausschalten kann oder will. Leicht verstörend wirkt danach „Disaster“, abgehackt, aggressiv, fast wie das Hämmern auf einer alten Schreibmaschine. Der ruhigste Track des Albums hingegen ist „Follow“ (Nr. 9): er bietet ein atmosphärisches Dahingleiten, fast so, als ob man auf einer IBM-Tastatur der M-Serie schriebe. Alles funktioniert, hier und da ein sanftes Klicken und man kann ewig schreiben, weil es sich einfach gut anfühlt. Selbst bei intensivem Gebrauch der „Shift“-Taste.

Hier geht es zum Interview mit Ira Atari auf BLN.FM.

Preview:

[podcast]http://media.bln.fm/media/audio/previews/ira_atari_shift_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. She’s The One
  2. Back To Zero
  3. No Deal
  4. Miss Progression
  5. Don’t Let Me Down
  6. Don’t Wanna Miss You
  7. Disaster
  8. Time For Yellow
  9. Follow
  10. Hang On
  11. Tired
  12. A Little Tougher

(Audiolith)