The Weeknd – House of Balloons

TheWeeknd_HouseOfBalloonsThe Weeknd ist prädestiniert dafür, im Internet gehyped zu werden: Ein stylischer Name, die mysteriöse Identität der Künstler hinter dem Projekt und die  Mischung von Charts-R&B mit hippen Underground-Stilmitteln. „House of Balloons“ ist seit dem 21.3.2011 selbstveröffentlicht und zum freien Download auf ihrer Website erhältlich. Der Hype um das Projekt, hinter dem sich der R&B-Sänger Abel Tesfaye aus Toronto verbirgt, fraß sich danach in wenigen Tagen durch das Internet, nachdem Rapper Drake Lyrics  des Songs „Wicked Games“ auf seinem Twitter-Account geposted hatte.

Das spannende an „House Of Balloons“ sind vor allem die Widersprüche. Der Spagat zwischen klischeehaftem R&B mit Autotune-Gesang über Drogen, Sex und Frauen trifft auf stylische Samples von Indie- oder Punkbands und im Prinzip auch alles andere was gerade als „Heißer Scheiß“ gehyped wird. Es wird rezitiert, geliehen und refereriert, was das Zeug hält. Der Titeltrack „Glass Table Girls“ verwandelt zum Beispiel das sarkastische „Happy House“ von Siouxie & The Banshees in eine Ode an den Exzess und das sexuell extrem aufgeladene und dabei auch sehr detaillierte „Loft Music“ basiert ausgerechnet auf einem Sample des naiv-romantischen Chamberpops von Beach House. Die so entstehenden Brüche in der Musik machen die Platte zunächst einmal spannend und provokativ, aber gleichzeitig kommentieren Samples und Lyrics sich gewissermaßen wechselseitig. Die teilweise ziemlich eindimensionalen R&B-Klischees werden so durch die  verwendeten Referenzen ein bisschen in Frage gestellt. Aber wie gesagt: Ein „bisschen“.

Spaß macht die Platte trotzdem und auch gerade wegen der starken Produktion. Hier weiß jemand ganz genau, wie es geht: Es wird zitiert, kommentiert und geliehen („bring the 707 now!“), kalkuliert mit Stilbrüchen gearbeitet und das Ganze dabei immer perfekt auf die Songs abgestimmt, wodurch die Platte auch so spannend wird und es schafft, sich so deutlich von völlig belanglosem Charts-R&B abzugrenzen.

Abschließend beurteilen sollte man „House of Balloons“ aber am Besten selbst, zumal die Platte ganz einfach per Mausklick kostenlos zu bekommen ist. Ich belasse es einfach bei einem Zitat von der Platte selbst:

„I always want you when I`m coming down…“

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/the_weeknd_house_of_balloons_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. High For This
  2. What You Need
  3. House Of Balloons – Glass Table Girls
  4. The Morning
  5. Wicked Games
  6. The Party & The After Party
  7. Coming Down
  8. Loft Music
  9. The Knowing

(http://www.the-weeknd.com/)