Wenn es um Tech House der letzten Jahre geht, ist an Stephan Bodzin nur schwerlich vorbei zu kommen. Er prägte seit Mitte des letzten Jahrzehnts mit seinem sogenannten „Bremer Sound“ aus markanten Melodien und polyphonen Synths die Technoszene rund um den Globus. Bereits in den 90er Jahren steckte er in erfolgreichen Trance Projekten und legte von dort aus wichtige Grundsteine. Später erlangte Bodzin große Aufmerksamkeit durch Projekte wie Rekorder (mit Oliver Huntemann), oder Elektrochemie (an der Seite von Thomas Schumacher).
Auch Marc Romboy war bereits in den 90ern äußerst umtriebig und verbuchte Erfolge als Trance Produzent. Durch die Gründung seines Labels Systematic schuf er einen Platz um seinem kreativen Output, insbesondere gemeinsam mit Bodzin, freien Lauf zu lassen, was auch gut die Hälfte des Albums „Luna“ ausmacht. Hinzu kommen die Veröffentlichungen auf anderen Labels und somit umfasst die ganze Geschichte inklusive DJ-Mix und etwas übertriebener Remix-Flut sage und schreibe 46 (!) Titel. Leider lässt sich hier auch sehr schön erkennen, dass Klasse ungleich Masse ist.
Der erste Teil der Sammlung enthält quasi ein Best of-Album der gemeinsamen Werke. Hits wie „Atlas“ und „Ferdinand“ sind vertreten und erscheinen hier im leicht gekürzten Album „Edit“. Großartig geändert wurde dabei zumeist nichts. Die Tracks sind lediglich kompakter, die Themen hingegen anscheinend so ziemlich identisch mit den inzwischen auch nicht mehr ganz taufrischen Originalen. Abgesehen von den etwas seltsam anmutenden Synthapellas zu „Phobos“ und „Callisto“ sind alle Titel bereits erschienen und waren auch größtenteils auf der Sammlung „6 Monde“ von 2009 enthalten.
Mit einem exklusiven fast 80-minütigen DJ-Mix geht es weiter. Außer „IO“, das leider nur im Mix einen Platz finden konnte, handelt es sich dabei um eine Werkschau des gesamten restlichen Albums. Über den insgesamt eher mäßig gelungenen Mix täuschen allerdings auch Spielereien wie die Mashups von „Callisto“ und „The Alchimist“ nicht hinweg. Wirklich stimmig ist die Auswahl zwischen Techno, Tech House und Minimal ebenfalls nicht, viel mehr klingt es nach einem großen, bunten und leider auch ziemlich belanglosen Haufen, dem ein wenig Liebe fehlt.
Was sich für den dritten Teil an prominenten Remixern versammelt hat ist wahrlich beachtlich: die Liste reicht von Moritz von Oswald über Chris Liebing bis hin zu Martin Buttrich oder Oxia. Der mit Abstand beste Beitrag kommt dabei vom schwedischen Duo Minilogue, die mit einem 26-minütigen Epos vormachen, wieviel sich aus den Tracks hätte herausholen lassen können. Einzelne Synths wurden übernommen, ansonsten alles in ein für Minilogue typisches Gewand gehüllt und das ohne auch nur ansatzweise gezwungen zu klingen. Auch Robag Wruhme oder Ribn legen mit ihren Remixen einen ziemlich soliden Job hin, kommen allerdings dabei nie so wirklich in der eigenen Güteklasse an.
Überwiegend zeichnen sich die Remixe dadurch aus, dass sie lediglich um das Originalthema ein für den jeweiligen Artist typisches Beatgerüst bauen. Was bei Pan Pot beispielsweise noch ganz passabel funktioniert, klingt bei Joris Voorn, Abe Duque oder Gregor Tresher etwas lieblos zusammengewürfelt bis uninspiriert. So wirklich frisch kommt eigentlich keine der Neuinterpretationen daher und somit ist auch der dritte Teil nicht das Gelbe vom Ei.
Wer nun schon immer über eine halbwegs komplette Sammlung der beiden Protagonisten verfügen wollte, findet mit „Luna“ sicherlich genau das Richtige. Allen anderen seien weiterhin die EP’s der Originale ans Herz gelegt, denn dort erstickt man wenigstens nicht in unnötigen Aufgüssen des ohnehin schon viel zu breit getretenen Bremer Sounds.
Preview (Auswahl):
[podcast]http://media.bln.fm/media/audio/previews/stephan_bodzin_marc_romboy_luna_preview.mp3[/podcast]
Tracklist:
- Triton
- Oberon
- Callisto (Synthapella)
- Luna (Album Edit)
- Atlas (Album Edit)
- Miranda
- Ferdinand (Album Edit)
- Hydra
- Phobos (Synthapella)
- Telesto
- Puck
- Luna (Mix-CD mit 13 Titeln aus dem Album)
- Phobos (Moritz Von Oswald Remix)
- The Alchemist (Robag’s Kopakkmuuf Rekksmo)
- Callisto (Joris Voorn Remix)
- Oberon (Ribn Remix)
- Telesto (Martin Buttrich Remix)
- Atlas (Gorge Remix)
- Ferdinand (Gregor Tresher Remix)
- Luna (Mutant Clan Remix)
- Hyperion (Stimming Remix)
- Miranda (Oliver Huntemann Remix)
- Callisto (Dominik Eulberg Remix)
- Phobos (Pan-Pot Remix)
- The Alchemist (Roman Fluegel Remix)
- Atlas (Gui Boratto Remix)
- Pandora (Brendon Moeller Remix)
- Luna (Oxia & Nicolas Masseyeff Remix)
- Hydra (Minilogue Remix)
- Ariel (Abe Duque Remix)
- Mab (Speedy J Remix)
- Puck (Chris Liebing Remix)
- Hyperion (Synthapella)
- Triton (Gaiser’s Trial Tone Remix)