Deniz Kurtel – Music Watching Over Me

Deniz Kurtel - Music Watching Over MeDie Geschichte von „Music Watching Over Me“ beginnt 2005, als die im türkischen Izmir aufgewachsene und mittlerweile in New York lebende Deniz Kurtel von einer Freundin auf die erste Party von Wolf + Lamb im Marcy Hotel mitgenommen wurde. Hier lernte sie die beiden Labelbetreiber Ghadi Mizrahi und Zev Eisenberg kennen, wobei letzterer ein Set LED-Leuchten an Deniz verschenkt und damit bei ihr eine neue Leidenschaft für LED-Installationen weckt. Sie erweitert ihr Equipment und experimentiert viel – so werden ihre Installationen Bestandteil der Wolf + Lamb-Partys. Später bekommt Deniz, die schon als Kind an bildender Kunst interessiert war und von ihrer Mutter diesbezüglich gefördert wurde, eigene Shows in Galerien und auf Festivals.

Vor zwei Jahren begann sie dann selbst Musik zu produzieren und fand in Damian Lazarus, Labelchef von Crosstown Rebels, einen Förderer, der ihr half, ihr musikalisches Können auf Albumlänge auszudehnen. Und so folgt auf ihre ersten Veröffentlichungen wie der „The Whisper“-EP auf Wolf + Lamb und den Singles „Yeah“ und „L-Word“ auf Crosstown Rebels nun ihr Debütalbum „Music Watching Over Me“.

Bei dieser Entwicklung mögen andere neidisch werden, zumal das Endprodukt mehr Reife offenbart, als die Geschichte vermuten lässt. Neben den bisherigen Singles „Yeah“ und „The L-World“ finden sich noch zehn weitere Tracks, unter anderem Kurtels erste Eigenproduktion „My Ass“. Diese ist allerdings eher ein Klangexperiment, das sich mit verzerrten Vocals durch ein dunkles Kellergewölbe zu schlängeln scheint. Der Titeltrack ist da schon bezeichnender für das gesamte Album: durchweg tiefgründig und melodiös. Wie auch „Makyai“, allerdings wird das Ganze hier noch ein wenig düsterer, wenn man weiß, dass Sängerin Queenie ein türkisches Beerdigungsgedicht vorträgt.

Dass ausgerechnet „The L-Word“ den Weg zur Single-Veröffentlichung gefunden hat, ist einerseits schade, andererseits nachvollziehbar. Der poppige House-Track bewegt sich im Vergleich zum Rest des Albums am Rande der Belanglosigkeit. Alles, inklusive der Vocals, plätschert so dahin, lässt aber wenigstens die Hüften kreisen. Die stärksten Tracks von „Music Watching Over Me“ finden sich hingegen in „Vagabond“ und „Trust“. Erstgenannter bewegt sich zielgerichtet und wird von einem aggressiven Gitarreneinsatz getragen, verliert leider den rockigen Charakter zum Schluss und verabschiedet sich mit angenehmen Vocals ins Nichts. „Trust“ ist eine Mischung aus Giorgio Moroder und Greg Paulus, wobei sich der kühle Klang zu Beginn des Tracks in dessen zweitem Teil in eine warme Umarmung weicher Trompeten verwandelt. Mit „Best Of“ und „Yeah“ kommt Kurtel der Tanzfläche dann auch ein wenig näher, ohne dabei verbissen den ekstatischen Moment zu suchen.

Deniz Kurtel ist ein gutes Debüt gelungen. Ob man nun die Geschichte der frisch experimentierenden Schönheit glaubt oder nicht, „Music Watching Over Me“ zeigt eine beachtliche Reife und hat Ohrwurmqualität. Dabei bleibt es sich atmosphärisch treu und verspricht mehr von einer Künstlerin, die erst am Anfang ihrer Karriere steht und die sich jetzt schon ein neues Hobby ausgesucht hat: das Singen.

Preview:

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Tracklist:

  1. Music Watching Over Me (feat. Leza Boyland)
  2. Makyaj (feat. Queenie)
  3. My Ass
  4. Best Of (feat. MykleAnthony)
  5. The L Word (feat. Jada)
  6. Vagabond
  7. Trust
  8. Equilibrium
  9. One Chance at Happiness
  10. My Heart
  11. Make Me Feel
  12. Yeah (feat. Guests of Nature)

(Crosstown Rebels)