Wunderschön verstörend

Im Projektraum vom Haus der Kulturen der Welt ist es dunkel und still. Zuerst ist nur das Summen des Beamers zu hören. Irgendwann das Ticken einer Uhr. Dann taucht eine junge attraktive Frau auf einer der drei Leinwände auf. Die rasch abfolgenden Standbilder im Takt des Metronoms zeigen sie beim essen, schlafen, duschen – bei allerlei Verrichtungen des Alltags. In ihrem Appartment ist sie nicht allein, sondern bewegt sich zwischen unzähligen Pflanzen. Eine gute halbe Stunde lang dauert die Sequenz. Danach wird es wieder dunkel und leise. Der Raum nebenan ist hell beleuchtet und voll gestellt mit Filmutensilien.

Dies ist „Secret Life“, der erste Teil der „Secrets Trilogy“ des amerikanischen Filmemachers Reynold Reynolds, welche  gerade im Haus der Kulturen der Welt gezeigt wird. Neben diesen Film und „Secret Machine“ (2009) ist in der begehbaren Installation der dritte Teil der Trilogie „Six Easy Pieces“ erstmals zu sehen. Der Zyklus setzt sich mit dem Jetzt, der Zukunft und dem, was die Existenz des Menschen antreibt, auseinander. Bei den Videoarbeiten ist 16-Millimeter-Filmmaterial mit Standaufnahmen verbunden.

Im zweiten Teil „Secret Machine“(2009) ist die Schauspielerin aus dem ersten Film verschiedensten Untersuchungen und Experimenten ausgesetzt. Sie wird von einer weiteren Person überall abgetastet – verstörend auch für den Zuschauer. Inspiration für Reynolds sind die fotografischen Bewegungsexperimente von Eadweard Muybridge.

Der finale Teil „Six Easy Pieces“ (2010) spielt in einer verruchten Kulisse, die an die 1920er Jahre erinnert. Dieser Film basiert auf dem Buch „Six Easy Pieces: Essential of Physics Explained By Its Most Brilliant Teacher” den Physiker Richard P. Feynman, welche die Grundlagen der Physik und ihr Verhältnis zu anderen Naturwissenschaften diskutiert.

Reynold Reynolds kam 2004 auf Einladung der American Academy nach Berlin. Er studierte neben Filmwissenschaft Physik und Photographie. Diese ungewöhnliche Kombination aus Kunst und Wissenschaft bestimmt seine Arbeit essentiell. Analytisch werden Transformation und Zerstörung dargestellt, wobei Erkenntnisse aus Physik und Psychologie eine wichtige Rolle spielen.

Neben dieser Ausstellung veranstaltet Reynold Reynolds am 1.4. live eine Film-Performance für sein neues Projekt „The Lost“. Reynolds lädt das Publikum ein Teil seiner Kulisse zu werden, welche in den 1930er Jahren spielt. Wer Teil werden will, sollte also entsprechende Gaderobe einpacken.  Am Ende soll ein 2 stündiges facettenreiches Mulimediaprojekt entstehen, dessen Grundlage der Film „Die Verlorenen“ (1934) ist.

Labor Berlin 4 Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt; John-Foster-Dulles-Allee, Berlin-Tiergarten, Bus 100, S-Bahn: Hauptbahnhof; geöffnet mittwoch-montags 11-19 Uhr, Eintritt frei

Filmperformance am Freitag, dem 1.4.2011, 18 Uhr, Eintritt frei