Nachdem bereits die Vorab-EP Before Framework für Furore sorgte, ist nun mit „Framework“ das erste auch auf CD und Vinyl gepresste Album (nach fünf Digital-Releases) von Fachwerk-Labelgründer Mike Dehnert in den Läden erhältlich. Bereits beim ersten Blick auf das Cover kommen Vermutungen auf, welchen Sound man auf der auf Delsin veröffentlichten LP erwarten kann. So strahlt das rot gefärbte, wohl bekannte Baumarktutensil genau die industrielle Härte und die Detailorientiertheit Dehnerts aus, die jedem seiner Tracks eine persönliche Handschrift verleihen und dem Berliner mit dem Begriff „Raw Techno“ eine Art eigenes Genre zukommen ließen.
Doch wie zeichnet sich dieser Sound auf „Framework“ aus, inwieweit gliedern sich die elf Tracks der CD-Variante in den persönlichen Release Katalog Mike Dehnerts ein, der neben Fachwerk auch namhafte Labels wie Echocord, Deeply Rooted House und die angesehene Clone Basement Series umfasst?
Ohne Kompromisse gibt bereits das Intro die Richtung vor: Maschinelle Sounds, mächtige Synths, gezielter Vocal- und Sample-Einsatz und alles in allem ein gezielt klingendes Soundspektrum, das dem Hörer den typischen Klang Dehnerts mitsamt seiner Techno- und Dub-Einflüsse sofort wieder ins Gedächtnis ruft. Mit „Infix“ (Track 2) erhält die Idee des Intros dann konkrete Formen, eine suborientierte Bassline und der vorherrschende Synthchord können sich nun in ihrer kompletten Pracht und Macht entfalten.
Schnell wird klar: „Framework“ ist ein Album, das auf eine gewisse Art und Weise kompromisslos das umsetzt, was Mike Dehnert sowohl in seinen bisherigen Releases, als auch in seinen Live- oder DJ-Sets in Clubs wie dem Tresor oder dem Berghain bereits fokussierte: Einen funktionalen, mächtigen Sound, der neben der genannten Funktionalität aber auch durch einen gewissen Touch von Warehouse-Ästhetik und purem und gezielten Soundeinsatz zu überzeugen weiß, ohne dabei die Liebe zum Detail jemals aus dem Auge zu verlieren.
Der Titeltrack „Framework“ vermag genau diesen Eindruck widerzuspiegeln. Kurz durchgeskippt wirkt er womöglich roh, einfach strukturiert oder vermutlich langweilig, doch in voller Länge vermag er seine Geschichte, seine Struktur und jede seiner Schichten zu entfalten und darüber hinaus in den Bann zu ziehen. Tracks wie „Teilfolge“, der in jeder Sekunde, auch durch das Zusammenspiel der gewaltigen Hihats und der fast schon verspielten Bassline zum tanzen animiert, oder „Palindrom“ mit seinem flächigen Aufbau verschiedenster Synthparts lassen auf den Dancefloor als einen der Hauptarbeitsplätze Dehnerts schließen.
Neben der Intro/Outro-Sektion befindet sich mit „Kontextfrei“ ein weiterer beatloser Track auf „Framework“, der gegen Ende des Albums die Soundverliebheit und die Designkünste Dehnerts in den Vordergrund stellt. Egal wie abstrakt oder atmosphärisch, egal wie wild oder mächtig, jeder einzelne Sound wirkt klar kontrolliert und gezielt platziert, um das Gesamtwerk in seiner Perfektion schlichtweg zu bekräftigen. Somit hat Mike Dehnert mit „Framework“ genau das getan, was eingefleischte Fans wohl erwartet, wenn nicht sogar gehofft hatten: Eine Fortführung des einschneidend erfrischenden, aber dennoch so klassischen Technosounds des geborenen Berliners.
Preview:
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Tracklist:
- Intro
- Infix
- Framework
- Palindrom
- Quattro
- Klartext
- Teilfolge
- Inversion
- Kontextfrei
- Beatmatching
- Outro