The Chemical Brothers – Hanna (Soundtrack)

Hanna-Poster (Ausschnitt)Hanna“ erzählt die Geschichte eines 16-jähigen Mädchens, das von ihrem Ex-CIA-Vater in der finnischen Wildnis aufgezogen wurde und nun eine Mission zu erfüllen hat. Der britische Regisseur Joe Wright („Abbitte“, „Stolz und Vorurteil“) setzt – zumindest laut Trailer –  sowohl die Protagonistin als auch die Schauplätze wundervoll in Szene. Atemberaubende Landschaftsaufnahmen aber auch furchteinflößende Brutalitäten sind in diesem Film keine Ausnahmen. Es ist ein actionreicher Thriller à la Hollywood mit Saoirse Ronan, Eric Bana und Cate Blanchett in den Hauptrollen, der sich aber mit Sicherheit allein durch seinen Soundtrack vom Rest des Mainstream-Topfs abhebt. Denn der kommt aus dem Studio von  Tom Rowlands und Ed Simons, die als Chemical Brothers schon unzählige Hits hatten.

Gedreht wurde „Hanna“ übrigens in Marokko, Spanien, einem Container-Park in Frankreich, im Finnischen Wald und in Deutschland. Der geschlossene Freizeitpark Spreepark in Berlin diente als Schauplatz des Showdowns, an dem Hanna ihrem größten Feind entgegentritt. Auch in der Safari Bar in Hamburg wurde gedreht. Ob dabei erotische Szenen rausgekommen sind, bleibt abzuwarten.

Doch nun zum Wesentlichen, nämlich dem zwanzig Titel umfassenden Soundtrack. Im Großen und Ganzen ist das Album ein enormes Klangexperiment. The Chemical Brothers, die ultimativen Vertreter des Big Beat haben hier einen Soundtrack verfasst, der sich nicht unbedingt in ein Genre zwängen lassen will. Fast jeder Song bietet einen turning point, wie es von einem verzwickten, sich in sich selbst wendenden Action-Thriller erwartet wird. Mal erklingt eine harmonisierende Orgel, mal dröhnen die Bässe.  Der Titel „Container Park“ erinnert teilweise an die verrückten Gedankenspiele aus dem Soundtrack von Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“ vermischt mit futuristischen Speed-Jet Synthesizern. Außerdem erinnert der Gesang von Stephanie Dosen für „Hanna’s Theme“ klar an die französischen M83. Das durchgängige Motiv des Soundtrack-Albums ist aber auf jeden Fall äußerst actionreich und bedrohlich gehalten. Man kann nur hoffen, dass man selbst nie die Geschichte zu so einer Musik erlebt, obwohl das bestimmt ein spannendes (wenn auch kurzes) Leben wäre.

Die einzelnen Tracks sind wie Androiden-Sprache vor: statt Wort für Emotionen, Eindrücke und Bilder elektronische Musik. Es ist eine Musik, die sich aufbaut, teilweise sogar überdimensioniert auftürmt, bis sie in einem eingängigen Dadadadidldidldadada aus verzerrten Gitarren, beschleunigenden Drums und rauschenden Synthesizer-Klängen im eigens erzeugten dramatischen Höhepunkt endet. Dieses Phänomen kann man bei fast jedem Song erkennen und es repräsentiert auch den Flow des ganzen Soundtracks. Eher ruhig und gelassen geben sich die ersten Nummern. Im späteren Verlauf der Platte erhöhen sich aber immer wieder das Tempo, ebenso die melodiöse Dramatik: Es kommen immer mehr Instrumente und Überlagerungen hinzu, das Schlagzeug lässt immer öfter die Bass- und Snare-Drums ertönen und der Synthesizer überlagert sich in zig Spuren.

Bis auf dass der Soundtrack manchmal etwas überladen mit Roboter-Klängen und generell etwas zu vielen Instrumenten-Spuren daherkommt, ist es doch ein sehr durchdacht komponiertes Gesamtprodukt. Die Musik scheint fast ihre eigene Geschichte zu erzählen, da weiß man gar nicht mehr, ob man sich den Film noch extra ansehen möchte, oder ob einem der Soundtrack für seine eigen erdachte Erzählung nicht schon reicht.

„Hanna“ kommt am 26. Mai in die deutschen Kinos. Der Soundtrack ist bereits auf iTunes für knappe neun Euro erhältlich.

Preview:

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Tracklist:

  1. Hanna’s Theme
  2. Escape 700
  3. Chalice 1
  4. The Devil is in the Details
  5. Map Sounds / Chalice 2
  6. The Forest
  7. Quayside Synthesis
  8. The Sandman
  9. Marissa Flashback
  10. Bahnhof Rumble
  11. The Devil is in the Beats
  12. Car Chase (Arp Worship)
  13. Interrogation / Lonesome Subway / Grimm’s House
  14. Hanna vs. Marissa
  15. Sun Collapse
  16. Special Ops
  17. Escape Wavefold
  18. Isolated howl
  19. Container Park
  20. Hanna’s Theme (vocal version)

(Back Lot Music/Universal)