Field Rotation – Acoustic Tales

Field Rotation - Acoustic TalesFür Liebhaber von Ambient und elektronischer Musik dürfte das vorliegende Album einen Höhepunkt ihrer bisherigen Hörerfahrung darstellen: „Acoustic Tales“ von Field Rotation, auf Fluid Audio veröffentlicht, greift die Form der literarischen Kurzgeschichte auf und transferiert sie in eine auditive Fasson. Das Album beginnt mit Stille und einigen behutsamen, sphärischen Klängen, die sehr geschickt zu einem dröhnenden Orgel-Timbre überwechseln und äußerst plötzlich wieder im Nichts verschwinden. Den Hörer hat diese kurze, aber wuchtige Einleitung ganz unbemerkt so fest an der Hand gepackt, dass er nicht anders kann, als den folgenden Kurzgeschichten zu lauschen und sich in Klangwelten entführen zu lassen.

Hinter dem geheimnisvoll klingenden Namen Field Rotation verbirgt sich der klassisch ausgebildete Pianist und Violinist Christoph Berg aus Kiel, der nach zwei – ebenfalls sehr empfehlenswerten – EPs („Licht und Schatten“ und „Why Things Are Different“) mit „Acoustic Tales“ sein erstes Studioalbum vorlegt. Während allerdings die vorherigen Veröffentlichungen in eine mehr sphärische und experimentelle Richtung einzuordnen sind, konzentriert sich dieses Album auf klassische, elektroakustische und cineastische Kompositionen. Dieser Wandel überrascht wenig, wenn man weiß, dass sich hinter der Produktion niemand Geringeres verbirgt als Nils Frahm, der mit „Wintermusik“ oder dem aktuelleren „7fingers“ (mit Anne Müller) eben solche Bildmusik in Höchstformen vorgestellt hat.

„Acoustic Tales“ lebt von Zeitlupen-Kompositionen: Jeder Sound, jeder Ton und jede Harmonie ist so akzentuiert gesetzt, dass wir die Bilder und Geschichten dahinter glasklar erkennen. Danny Norbury’s Cello-Beitrag verhilft den Songs dabei zu der sehr markanten elegischen und schauervollen – in der einen Sekunde morbiden, in der anderen sonderbar unverzagten – Textur. Harfen-Arpeggios symbiosieren mit kafkaesken Soundscape-Arrangements („Acoustic Tale 7 – Inspired by Franz Kafka“). Elektronische Sub-Klänge ummanteln wiederkehrende Streichermelodien („Acoustic Tale 9“). Selbst eine Widmung an Sergei Rachmaninoff in Form einer sakral anmutenden Darbietung, die – äußerst passend – in schweren Klavierharmonien endet, findet Platz. Zu weiteren Einflüssen zählt Christoph Berg Künstler wie Alva Noto, Peter Broderick, Murcof oder Dmitri Shostakovich.

Mit einem Addendum („Acoustic Tale 11 – Appendix“) schließt Field Rotation dieses Album ab. Ein Album, das schon im ersten Atemzug Raum einnimmt und dabei zeitgleich neue Räume, ja unberührte Universen schafft. Und wem die Schrift zu dem Ton fehlt, der schlägt das Booklet auf und findet eindringliche Lyrik von Estela Lamat.

Preview:

[podcast]http://media.bln.fm/media/audio/previews/field_rotation_acoustic_tales_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Acoustic Tale 1 (Introduction)
  2. Acoustic Tale 2
  3. Acoustic Tale 3
  4. Acoustic Tale 4 (With Danny Norbury)
  5. Acoustic Tale 5
  6. Acoustic Tale 6
  7. Acoustic Tale 7 (Inspired by Franz Kafka)
  8. Acoustic Tale 8 (Dedicated to Sergei Rachmaninoff)
  9. Acoustic Tale 9
  10. Acoustic Tale 10
  11. Acoustic Tale 11 (Appendix)

(Fluid Audio)