Die Leute sind alles andere als begeistert. Erwartungsfroh hören sie die ersten Töne der neuen Platte, doch sie sind enttäuscht. Wurde anfangs noch geklatscht, schlägt nun die Stimmung um.
Dann bricht plötzlich die volle Energie des Openers „High Together“ über die Nörgler herein. Der Track stapft los, der Beat ist lässig. Die Bass-Gitarre macht’s etwas funky, eine Kinderstimme treibt die Menge zusammen.
Das Album geht gemütlich los, aber man sollte sich trotzdem schonmal etwas dehnen, die Beine lockern und sich in eine aufrechte Position begeben. Ein Blick auf das Cover lässt erahnen, was einen erwartet.
Ups, kurze Pause, schon beginnt „Feromonikon“. Es wird schneller, Siriusmo hat all seine Maschinen und andere instrumentale Gerätschaften um sich herum versammelt. Alles blinkt, überall dampft es aus den Rechnern und Controllern, überall Kabel, Klöppel, Glockenspiele, Becken, Trommeln, die Gitarren in griffbereiter Nähe. Eine völlig andere Klangwelt baut sich auf. Moritz, der Siriusmo, sitzt in seinem Studio und bastelt. Es geht vorwärts, ohne Pause, von links und rechts preschen Effekte und Töne in den fetten Beat. Willkommen in seinem Album „Mosaik“!
„Sirimande“, wo geht die Reise hin? Tiefe Bässe geben einigermaßen den Takt vor, den Rest erledigen die kratzenden Synthie-Collagen und ein latinohaft beginnendes Zwischensstück mit Keyboardsolo.
Musik macht er schon seit vielen Jahren und glänzte bereits durch Remixe für Chromeo, Gossip, oder für die Scissor Sisters. Selber hat er bisher nur kleinere Projekte mit ein paar Tracks rausgebracht, zum Beispiel bei Shir Khans Exploited Records, beim Label des Kollegen Boys Noize, oder bei Monkeytown der Herren von Modeselektor. Umso schwerer hat sich Siriusmo mit der Produktion eines ganzen, seines ersten Albums getan. Ein Vielfaches an Tracks in einem bestimmten Zeitraum fertigstellen, nicht sein Ding.
Der Track „Mosaik“ steht beispielhaft für die gesamte Platte. Alles ist in tausend Einzelteile zerschellt, wie ein Glas auf Kacheln. Danach wird aber nichts zusammengeschaufelt, es werden im übertragenen Sinn eher noch ein paar Gläser, Töne und Farben hinterher geschmissen, vielleicht ergibt sich daraus ein neuer Sound.
Siriusmo erzählt damit keine großen Geschichten. Es sind eher Momentaufnahmen, die er als Sounds miteinander verbindet und kombiniert. Ausprobieren statt durchkomponieren heißt die Devise seiner kreierten Klangsphären.
„Idiologie“ und „Nights off“ laden zum Verschnaufen ein. Der Rauch legt sich etwas, der Sound wird deutlicher. Auch die folgenden Tracks werden entweder etwas geradliniger, oder man gewöhnt sich an seinen Stil. So werden auch bei „Feed my Meatmachine“ die Strukturen klarer, wenn die Fleischmaschine angeschmissen wird. Es klingt aber alles andere als langweilig, quasi nicht nach mit Zwiebeln gespickter Mettigel, obgleich verschiedene Drums und Beats kräftig miteinander verwurstet werden. „Signal“ kündigt das Ende des Albums an, das Keyboard gibt die Melodie vor. Der Beat setzt ein, später kommen nochmal die groovige Bass-Gitarre und eine Snare hinzu.
Was bleibt vom Album übrig? Ein großes Mosaik, undurchsichtig und chaotisch. Das Coverbild gibt vielleicht am Besten das Konzept wieder, was aber nicht falsch zu verstehen ist. Musikalisch frickeln können viele, bei Siriusmo bleibt es aber nicht dabei, was er mit diesem klangreichen Album bewiesen hat. Es geht weniger um bestimmte Musikrichtungen, als mehr um Geräusche und neue Töne, mit denen er seine Klangwelt aufzieht. Man muß ihn nicht verstehen, aber wenn einem die Musik gefällt, reicht ihm das sicher schon.
Preview:
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Tracklist:
- High Together (Album Version)
- Feromonikon (CD Edit)
- Sirimande
- Call Me
- Mosaik
- Bad Idea
- Lass Den Vogel Frei!
- 123 (Album Version)
- Idiologie
- Einmal In Der Woche Schreien
- Good Idea
- Nights Off
- Peeved
- Feed My Meatmachine
- Goldene Kugel
- Signal
- Red Knob