Cut Copy, diese Wortkombination erinnert einen an die momentane Affäre um Verteidigungsminister Guttenberg. Glücklicherweise kupfert diese Truppe aber weder ab noch sind sie so plump wie der CSU-Star. Modular Records bringt nach den Bag Raiders (siehe Review hier auf BLN.FM), ein weiteres Popkleinod heraus, das sich aber hinter großen Namen nicht verstecken braucht.
Den Anfang des Albums macht die aktuelle Single „Need You Now“, eine wunderschöne Nummer mit groovenden Synthieklängen, einem teilweise verträumten Gesang, schönem Chor und stilsicherem Griff in die 80er-Kiste, wo es angebracht ist. Danach folgen die anderen beiden Singles des Albums, das noch weichere und noch mehr nach 80er klingende „Take Me Over“ und das fast schon nach ordinärer Band klingende „Where I’m Going“. Aber auch hier strapazieren Cut Copy den Hörer nicht unnötig mit Gitarrenbrei oder gar einem Gitarrensolo. Alles klingt aufgeräumt und harmonisch. Man kann genüsslich Mitwippen oder Mitsingen, wenn man es denn will und kann.
In den Stücken danach kehrt der Kopf und Sänger der Band, Dan Whitford, zu seinen Wurzeln als DJ zurück. Die Tracks werden rhythmischer, ohne ihre Atmosphäre oder Eingängigkeit zu verlieren. Jede Harmonie passt, jeder Effekt ist wohldosiert, jedes Pathos gewollt. Nach einer kurzen Überleitung folgt das ruhige „This Is All We’ve Got“ was vor allem durch den leicht distanzierten, aber trotzdem mitreißenden Gesang von Dan Whitford funktioniert. Danach geht es flotter weiter und die Lieder werden schneller. Fast immer begleitet von Fairlight-Synthesizer-Klängen, die dem Album wohl auch diesen speziellen 80er-Charme geben, ohne altbacken zu klingen.
Den Abschluss bildet das epische „Sun God“ (Länge: 15 min), in dem Cut Copy scheinbar alle Ideen verarbeitet haben, die sie sonst auf dem Album nicht unterbringen konnten. Trotzdem funktioniert „Sun God“ blendend, denn Cut Copy verknüpfen die verschiedenen Ideen und formen ein lebendiges Ganzes daraus. Der letzte Song kann auch exemplarisch für das ganze Album stehen. Jeder Song besitzt am Ende eine Überleitung zum nächsten, deswegen kann man das Album auch so wunderbar in einem Stück durchhören. Es hört einfach nicht auf schön zu sein, denn auch die Überleitungen fügen sich perfekt in die Songs ein. In einer Ära, in der nur noch Tracks verkauft werden, gebührt diesem Ansatz eine besondere Würdigung. Dass ein derart gut komponiertes Album nicht kühl und berechnend klingt, ist große Kunst.
Preview:
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Tracklist:
- Need You Now
- Take Me Over
- Where I’m Going
- Pharaohs & Pyramids
- Blink And You’ll Miss A Revolution
- Strange Nostalgia For The Future
- This Is All We’ve Got
- Alisa
- Hanging Onto Every Heartbeat
- Corner Of The Sky
- Sun God