Anti-Bollywood

gandu
Gandu wird die Hauptfigur in Quashik Mukherjees (Künstlername: „Q“) gleichnamigen Film genannt. Gleich zu Beginn erklären uns mehrere Leute in kurzen Interviews, was unter diesem Wort zu verstehen ist: Stupid, Fucker, Loser, Moron.

Der Versager ist ein 20-jähriger, der ohne Geld und Arbeit noch bei seiner Mutter lebt. Sie finanziert das Leben indem sie sich gegenüber einem Mann namens Dasbabu prostituiert. Während des Sex plündert Gandu das Portemonnaie des Freiers. Die übrige Zeit verbringt Gandu im Internetcafé beim Spielen von Counterstrike oder dem Betrachten japanischer Pornos.

Eines Tages stolpert Gandu in den jungen Rikscha-Fahrer, genannt Ricksha, der eine Obsession für Bruce Lee hat, den er in einem Schrein wie einen Heiligen anbetet. In Ricksha hat Gandu endlich jemanden gefunden, mit dem er über seinen Frust und den Traum Rap-Star zu werden reden kann. Als Ricksha Gandu in Kontakt mit Drogen bringt, beginnt ein Rausch, der Fantasie und Wirklichkeit verschwimmen lässt.

Die Straßen von Kalkutta

Anfangs ist der Low-Budget-Film gewöhnungsbedürftig: die häufigen, extremen Nahaufnahmen strengen an. Beim Einführen der verschiedenen Charaktere läßt sich Regisseur Q Zeit – das könnte einige ungeduldige Zuschauer langweilen. Die Handlung des Films selbst wird vorangetrieben durch eine Aneinanderreihung von skurrilen, aber auch banalen Situationen, die teils verstörend, teils lustig und erotisch sind. Gegen Ende des Films werden die Szenen immer chaotischer und schmelzen zu einem Trip zusammen. Zwischendurch trägt Gandu seine Rock-lastigen Raps vor – abgesehen davon gibt es in den Szenen keine Musik. Dieser Kontrast aus Stille und lautem, teils aggressivem Bengali Rap belebt den Film.

Lässt man sich auf die provokative Erzählweise und die herausfordernde Kameraführung ein, hat man einen Mordsspass. Die obszön witzigen Dialoge und Situationskomik geben dem Film hohes Kultpotential. Der Film wird getragen durch die Authentizität und gleichzeitige Verücktheit der Charaktere. Denn Gandu und Ricksha lassen sich über zahlreiche Themen aus: die Bequemlichkeit von Toilettensitzen, Drogenkonsum, Rap und Bruce Lee. Zudem gibt es auch pornographische Sexszenen im Film. Rauschhafte Sexploitation made in India –  ein Heidenspass.

Termine

  • 16.2.2011 20:15 Cinestar 3
  • 17.2.2011 22:30 Cubix

Orte

  • CineStar Potsdamer Platz, Potsdamer Strasse 4, Berlin-Tiergarten, S-/U-Bahn: Potsdamer Platz
  • Cubix, Rathausstrasse 1, Berlin-Mitte, S-/U-Bahn: Alexanderplatz