So war’s: Skalitzer Nächte #2

An einem Abend im Januar mussten wir nach fünf Bars und einigen Getränken feststellen, daß die Clubs und Bars der Skalitzer Straße für eindeutig mehr als eine Nacht zum Feiern reichen. Nach unserem ersten Clubcheck (hier der Bericht) sind wir jetzt nochmal losgezogen, haben weitere Locations in dieser Gegend ausprobiert und mit den Machern gesprochen!

Maria Peligro

Maria Peligro (von Matthias Hummelsiep)Wir steuern an der kleinen Bar und dem DJ-Pult vorbei, an welchem sich gerade Jake the Rapper interessiert hinüberbeugt und mit einem anderen DJ die Technik klar macht. Wir setzen uns an einen der Holztische im Nebenraum zum Essen. Die Einrichtung des Maria Peligro ist einfach, aber gemütlich. Hier ein bißchen Deko, dort flimmert ein mexikanischer Film mit Sombreros und Patronengürteln an der Wand. Vor einigen Wochen wurde das erst einjährige Bestehen mit reichlich Tequilas-Shots und Jake the Rapper gefeiert. Die Micheladas sind eigentlich ganz lecker, auch das Essen hat gemundet. Allerdings sind die Schrauben der Preise etwas streng angezogen, einen Besuch ist die Maria Peligro aber dennoch wert.

Skalitzer 81; U-Bahn: Schlesisches Tor; Stil: in der Woche unterschiedlich, freitags elektronisch (Sweat Lodge-DJ´s legen auf), sonntags Soul

Madame Claude

Madame Claude (von Dani Doege)

Nicht weit entfernt liegt das Madame Claude. Von außen macht der Laden eher den Eindruck eines verruchten Etablissements, was bei der Geschichte der leibhaftigen Madame Claude auch nicht verwundert. Sie war nämlich eine bekannte französische Zuhälterin, die einen ganzen Harem an Mädels aufbot. Der Laden ist von außen schwarz und unauffällig. Man würde glatt dran vorbeilaufen, wenn nicht „Madame Claude“ hell erleuchtet über der Tür stehen würde. Wir gehen die paar Stufen hinauf zum Eingang.

Nach dem Bezahlen geht’s runter in den Keller, welcher alles andere als puffig aussieht. Der Laden ist gut gefüllt mit jungen Leuten und es riecht dem Ambiente entsprechend nach Bier und Rauch. Es wird eher auf funktionale Gemütlichkeit als auf ein verranztes Keller-Dasein gesetzt. Hingucker ist die aufwendige Deko an der Decke, dort hängen diverse Sitzgelegenheiten in spiegelverkehrter Formation. Auch musikalisch lässt man sich nicht lumpen, es geht von Rock und Disco auch mal in elektronische und experimentelle Gefilde, dazu gibt’s reichlich Livekonzerte auf dem Nebenfloor.

Lübbener Straße 19; U-Bahn: Schlesisches Tor, Görlitzer Bahnhof; Stil: Alternative, Elektronisches, Experimental

Monarch

Monarch (von Matthias Hummelsiep)
Wir setzen über auf die andere Straßenseite und gehen Richtung Kottbusser Tor. Hinter einer unscheinbaren Stahltür gegenüber des Dönerladens „Misir Casisi“ verbirgt sich unser nächstes Ziel. Im Frühjahr feiert das Monarch vierjähriges Bestehen in der ehemaligen Arztpraxis. Oben im ersten Stock angelangt, schweift der Blick durch die großen Scheiben direkt auf den Kreisverkehr des Kottis. Es ist großes Gedränge angesagt. Auf der Bühne gibt ein maskierter Mann eine skurrile Performance ab, es dröhnen düstere Klänge aus den Boxen.

Das Konzept der Macher des Monarch ist relativ einfach, es gibt nämlich keins. Trotzdem ist die Bar schon bis zum Sommer mit diversen Veranstaltungen ausreichend gebucht. Es läuft, was sich halt so ergibt. Am Wochenende legen schonmal DJs auf, montags gibt es regelmäßig eine Art Poetry Slam bei der Lesedüne und jeden zweiten Dienstag organisiert der Verbrecher Verlag diverse Lesungen. Wer eigene Ideen hat, kann das Monarch an bestimmten Tagen auch einfach selber mieten. Im Betonpfeiler daneben ist übrigens der Eingang zum West Germany, ähnliche Machart, ab und an Konzerte.

Skalitzer Straße 134, U-Bahnhof: Kottbusser Tor; Stil: Von Punk bis Techno

My Name is Barbarella

My Name is Barbarella (von Lille Hummelsiep)

Das kahle Treppenhaus verheißt zunächst mal nichts Gutes. Im ersten Stock angekommen stehen wir im leuchtenden My Name is Barbarella. Zu dieser frühen Stunde ist noch ziemlich leer, aber zu gucken gibt es trotzdem viel. Zunächst wäre da die LED-Beleuchtung an der Decke, die direkt den Weg zur Bar am anderen Ende des Floors weist und welche man schon von der Straße aus sehen kann. Einige böse Zungen erinnert das Interieur an Promo-Mobiliar von Marlboro, anderen Nörglern sieht es wiederum zu sehr nach Jugendclub aus. Es riecht quasi alles noch ganz frisch, nach der Eröffnung im November letzten Jahres. Die Betreiber der Bars Süß war gestern und Zu mir oder zu dir stört die Kritik aber nicht, schließlich haben sie der vorher leerstehenden Etage nach mühsamer Arbeit nun neues Leben eingehaucht.

Zum Einstand zog das Fly BerMuDa Festival ins neue Barbarella und prompt beschwerten sich die ersten Anwohner und die Behörden meckerten über die Fahrradständer und Fluchtwege. Der Club war 2010 für sechs Wochen zu und öffnete im Januar mit neuem Tatendrang (das Obergeschoss soll ausgebaut werden). Am Wochenende wird es eher housig, am Mittwoch soll es vor allem nichtelektronische Veranstaltungen geben. Der Name entstammt übrigens einem gleichnamigen Track, den Sven Väth unter dem Pseudonym Barbarella herausbrachte, sowie dem pornösen SiFi-Streifen von 1968 Barbarella: Queen of the Galaxy.

Skalitzer 36; U-Bahn: Görlitzer Bahnhof; Stil: vor allem House, Minimal

Soju Bar

Praktischerweise liegt der letzte Club auf unserer Liste genau unter dem My Name is Barbarella. Treppe wieder runter, Schwenk nach links und schon steht man an der Gaderobe der Soju Bar. Den Betreibern gehört auch das angrenzende Restaurant Kimchi Princess und der Imbiss Angry Chicken. Weiter drinnen steuern wir direkt die Theke an. Selbstredend gibt es erstmal das namensgebende koreanische Nationalgetränk namens Soju auf die Hand. Die Location ist klein, trotzdem sieht sie mit den fernöstlichen Reklameschildern über der Tanzfläche irgendwie nach Metropole aus. Die stylische Aufmachung wirkt angenehm anders, eine Art Kleinod in der sonst zwar vielseitigen, aber eher der preiswerten Alternativ-Optik verhafteten Ausgehmeile Kreuzbergs. Wer trotzdem vergessen sollte wo er ist, dem sei ein Blick über die Bar empfohlen. Berlin-Kreuzberg steht dort geschrieben, allerdings auf koreanisch.

Auf dem Weg zum Klo könnte man auf eine Horde singender Leute treffen. Wer Lust hat, drängelt sich einfach dazu und probiert sich an den Schlagern der Karaokemaschine. Es ist weit nach Mitternacht und nach ein paar Moves auf der Tanzfläche und Sojus in diversen Longdrink-Kreationen sind wir so langsam bedient und beenden unsere Clubtour #2.

Skalitzer Straße 36; U-Bahn: Görlitzer Bahnhof; Stil: Minimal und weitere elektronische Spielarten