Gil Scott-Heron & Jamie XX – We’re New Here

Gil Scott-Heron & Jamie XX - We're New HereDie Idee ist interessant und lässt Großes erwarten: Da bringt Gil Scott-Heron, ein leicht betagter Pionier des Blues, des Soul und sogar des Rap nach langer Zeit ein neues Album heraus („I’m New Here„) – und prompt setzt man Wunderkind Jamie Smith von The xx darauf an, das Werk nach seinem Gusto weiterzuentwickeln. Eines nämlich hat sich ja bereits gezeigt: der 20jährige macht von einem Track nicht einfach einen Remix, er macht gleich ein kongeniales Rework, das dem Ausgangsmaterial meist einen völlig neuen Charakter gibt und sowohl Originalkünstler als auch Bearbeiter im Ergebnis strahlen lässt.

So ist es nun auch hier, und das gleich auf Albumlänge. Der hochbegabte Jungspund verschmilzt den melancholischen Bluesgesang und die lyrischen Spoken-Word-Skits des Altvorderen mit seinen unverwechselbaren Bassläufen und verschachtelten Beats, versieht sie mit Dub, mit hypnotischen Wiederholungen und Verzerrungen – und im letzten Track „I’ll Take Care Of You“ sogar mit einem xx-typischen, bittersüßen Gitarrenriff und einem tanzflächentauglichen Houserhythmus.

We’re New Here“ mäandert so über 13 Tracks (von denen eine Handvoll kurze „Interludes“ sind) als Post-Dubstep-Collage durch unsere Innenwelt. Die Versatzstücke aus Scott-Herons poetischem Kosmos bilden hierbei die Landmarken und geben der traumähnlich ineinanderfließenden Musik etwas Struktur. Jamie XX wiederum schafft es, mit wenigen Mitteln intensive Atmosphären zu schaffen, die sich trotz ihrer relativen Gleichförmigkeit so wenig aufdrängen wie sie langweilen. Das Album klingt, als wohne man im Traum einer Jam-Session der beiden Talente bei, und wie man da so vor seinem Getränk sitzt und sinniert, vergehen die Stunden wie im Flug.

Die gute Idee, die zu diesem Werk geführt hat, ist also durchaus tragfähig und hat vielleicht kein Feuerwerk der Popularität hervorgebracht, wohl aber ein mögliches Referenzalbum, das auf angenehm zurückhaltende Weise zeigt, wo die Substanz aktueller Stile und Entwicklungen zu verorten ist – vielleicht auch gerade für Hörer, die sonst nicht mit Dubstep in Berührung kommen würden. Und mal sehen, ob wir dereinst über ein Album sprechen werden, auf dem die dann 60jährige Legende Jamie Smith von einem 20jährigen an die Stile der Zukunft herangeführt wird. Denn das Konzept bleibt zeitlos interessant.

Preview:

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Tracklist:

  1. I’m New Here
  2. Home
  3. I’ve Been Me (Interlude)
  4. Running
  5. My Cloud
  6. Certain Things (Interlude)
  7. The Crutch
  8. Ur Soul and Mine
  9. Parents (Interlude)
  10. Piano Player
  11. NY Is Killing Me
  12. Jazz (Interlude)
  13. I’ll Take Care Of U

( XL Recordings )