Desolate – The Invisible Insurrection

Desolate - The Invisible InsurrectionMysteriös ist wohl das geeignetste Wort, um diese geheimnisvoll dunkle Platte zu beschreiben, die kürzlich auf dem Hamburger Label Fauxpas erschienen ist. Nur als Vinyl mit Bonus-CD erhältlich, steht sie bei meinem Plattendealer dort, wo nur seine persönlichen Schätze hindürfen, oben links hinter der Theke. Presseinfos – Fehlanzeige. Selbst im omnipotenten Informationspeicher des Internets muss man schon etwas genauer suchen, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. „The Invisible Resurrection“ ist ein Debütalbum, das keines ist. Denn hinter dem ominösen Pseudonym Desolate verbirgt sich mit Sven Weisemann ein Produzent, der sich schon immer durch Gefühl und Vielfältigkeit abgehoben hat.

Bereits beim ersten Durchlauf wird klar, warum sich der Berliner ein Pseudonym gegeben hat: „The Invisible Resurrection“ ist etwas komplett Anderes als die dub-technoide „Emphasized“-EP, die er im vergangenen Monat auf dem Liebhaber-Label Mojuba herausgebracht hat. Und dennoch ist seine Handschrift irgendwie erkennbar. Dunkel-dubbige Flächen wabern durch den Raum und werden immer wieder durch mollige Piano-Akkorde aufgebrochen. Liebevoll arrangierte Beat-Patterns holpern durch die Dunkelheit und machen Tracks wie „Pain“, „Cathartic“ oder „Endurance“ zu einem dynamischen, alltagskompatiblen Mikro-Soundtrack für kalte graue Wintertage. Doch auch eher kurze und skizzenhafte Tracks wie „Farewell #1“, „Farewell #2“ und „Aviance“ hallen lange nach und schaffen eine beängistigend perfekte Darmaturgie, die das gesamte Album nahezu monolithisch wirken lassen.

„The Invisible Resurrection“ ist wie ein grauer Himmel, den Weisemann immer wieder aufreißt, um an die Wärme und Geborgenheit zu erinnern, die selbst der tiefsten Dunkelheit innewohnen kann. Auch wenn sich beim Hören immer wieder der Name Burial als Vergleich aufdrängt, wäre Dubstep definitiv die falsche Schublade für das Desolate-Album. Einziges Manko könnten für einige die punktuell eingesetzten und gepitchten Vocal-Fetzen sein, die wir zwar schon von Burial kennen, aber nicht jedem gefallen müssen. Dennoch ist „The Invisible Resurrection“ eine der wichtigsten Platten des noch jungen Jahres – nicht zuletzt wegen ihrer erfrischenden Andersartigkeit, die ihr auch beim Plattendealer meines Vertrauens eine Sonderposition eingebracht hat.

(Text: Jochen Discomeyer)

Preview:

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Tracklist:

  1. Imagination
  2. Follow Suit
  3. Cathartic
  4. Farewell #1
  5. Aviance
  6. Pain
  7. Divinus
  8. Farewell #2
  9. Escape
  10. Endurance
  11. In Secret

(Fauxpas Musik)