Der harte Kern der Modeszene ist längst weitergezogen. Von Berlin ging es für viele direkt zu den Haute Couture-Schauen nach Paris und dann gleich weiter zur Fashion Week in Stockholm. Wir sind in Berlin geblieben, haben erstmal ein Sterni getrunken und in Ruhe über die vergangene Modewoche nachgedacht.
Das Zentrum des Modezirkus: Show-Zelt auf dem Bebelplatz (Foto: Simon Hennke)
Was bleibt von vier Tagen Modezirkus, von 14 Modeschauen, wenig Schlaf, viel Arbeit, aber auch einer großen Portion Spaß? Das modische Fazit läßt sich sicherlich auf das Schlagwort Transparenz verkürzen. Durchsichtige Oberteile waren vielleicht der markanteste gemeinsame Nenner der Berliner Modewoche. Wenn es also nach vielen der Designer geht, solltet Ihr – liebe schöne Frauen – im kommenden Winter unter dem Mantel ein feines, leichtes und durchsichtiges Oberteil tragen, am besten ohne BH. Farblich scheinen gedeckte und natürliche Farben zu dominieren, manchmal darf es aber auch knallig bunt im kommenden Winter sein.
Transparenz Nr. 1: Irene Luft (Foto: Milan Gonzales)
Mein Favorit war die Schau des Berliner Labels Kaviar Gauche, das mit schlichter Eleganz und exquisitem Handwerk zeigt, dass Berlin durchaus sehr viel zu bieten hat. Labels wie Kaviar Gauche, Perret Schaad, Mongrels in Common und auch der Avantgardist Vladimir Karaleev bilden so etwas wie die Berliner Schule der Mode aus Deutschland. Durch Entwürfe mit schlichter Eleganz in Verbindung mit bester Verarbeitung und minimalistischem Design bildet sich eine für Berlin typische Stilsprache heraus, auf die wir durchaus stolz sein dürfen.
Liebling der Berliner Schule: Kaviar Gauche (Foto: Milan Gonzales)
Andererseits hoffe ich darauf, dass der Versuch Berlins und einiger Protagonisten der hiesigen Modeszene ein Ende findet, unsere Stadt krampfhaft in eine Reihe mit den wirklichen Modemetropolen Paris, Mailand, New York und London zu stellen. Während der Modewoche ist noch einmal klar geworden, dass die Stärke der Berliner Fashion Week gerade in der Verbindung von Laufsteg, Messen und avantgardistischen Mode-Präsentationen besteht.
Zur Fashion Week waren bis zu 200.000 internationale Fachbesucher in der Stadt, die auf der Bread & Butter, Bright oder Premium für ihre Läden geordert haben, bei den Schauen auf dem Bebelplatz eine Momentaufnahme der Mode hierzulande sehen konnten und hoffentlich Inspiration im Collect Showroom, der Projektgalerie oder bei den Designer Scouts gefunden haben.
Berlin ist trotz fehlender Designer-Superstars und dem Fernbleiben der wichtigsten Chefredakteurinnen das pulsierende Herz der deutschen Modeszene. Die Stadt und die Organisatoren der Mercedes Benz Fashion Week sollten sich auf die Stärken und Einzigartigkeiten der Berliner Modewoche konzentrieren und durch eine noch besseren Verbindung von Messen, Veranstaltungen in Off-Locations und dem Showzelt am Bebelplatz den Markenkern der Berliner Fashion Week weiter stärken.
Wir freuen uns auf die nächste Fashion Week und hoffen, auch Euch hat das BLN.FM-Debut in der Modewelt gefallen. Alle Artikel zum nachlesen findet Ihr hier und natürlich freue ich mich auch über Feedback. Mein Dank gilt insbesondere Agata Waleczek und Milan Gonzales für die Arbeit, die wir zusammen in das BLN.FM Fashion Week-Special gesteckt haben.