1982 entstand der Kult-Film „Tron„. Er verwendete Computergrafik als visuelles Stilmittel – und prägte damit für Jahrzehnte unsere Vorstellung vom Cyberspace. Durch seine Thematik konnte er sich nicht nur in Nerdkreisen schnell großer Beliebtheit erfreuen: Ein Mensch wird digitalisiert und betritt die Welt innerhalb eines Computers, bevölkert von Programmen in Menschengestalt. Nun beschloss Disney, die Geschichte um Programmierer Kevin Flynn in „Tron: Legacy“ weiterzuerzählen. Kann die Fortsetzung dem Original gerecht werden?
Seit knapp 20 Jahren ist Kevin Flynn (Jeff Bridges) spurlos verschwunden – doch erfährt sein Sohn Sam von einer kürzlich eingegangenen Nachricht seines Vaters. Als er versucht, die Herkunft der Nachricht zu bestimmen, landet er in der Computerwelt, dem Raster. Dort herrscht mittlerweile das böse Programm Clu, welches seine Pläne mit dem Neuankömmling und Kevin Flynn hat: Auftakt für ein effektreiches Katz- und Maus-Spiel.
Die Tron-Veteranen Jeff Bridges und Bruce Boxleitner schlüpfen wieder in ihre alten Rollen als Kevin Flynn und Alan Bradley. Computeranimierte jüngere Versionen der beiden Schauspieler verkörpern die Programme Clu und Tron. Dabei sorgt die Special-Effects-Abteilung für die schlechteste schauspielerische Leistung im Film: Die Mimik des Programms Clu (Jeff Bridges, computeranimiert) wirkt unnatürlich und hölzern. Gleiches gilt für den in Flashback-Szenen gezeigten jungen Kevin Flynn. Sam Flynn wird gespielt von Garrett Hedlund, Quorra von der aus „Doctor House“ bekannten Olivia Wilde.
Allgemein lassen die Spezialeffekte keinen Raum für Kritik. Sie sind erwartungsgemäß zusammen mit den rasanten Actionszenen klar eine Stärke des Films. Auch trumpft der Film wie sein Vorgänger durch seine visuelle Atmosphäre auf. Optisch wurde die Cyberwelt auf das Jahr 2011 upgedated: Erinnerte die Computerwelt des Originals mit ihren künstlich wirkenden Bildern an die optisch schlichten Drahtgitter-Designs der damaligen Zeit, hat man beim Nachfolger mit den vielen schwarzen und weißen, auf Hochglanz polierten Flächen das Gefühl, sich im Inneren eines iPad zu befinden.
Es ist unwahrscheinlich, dass der Film den Kultstatus des ersten Films erreichen wird, denn sind wir mal ehrlich: Wen haut die Idee eines Lebens im virtuellen Raum heute noch aus den Socken? Im Jahre 1982 war die Idee noch revolutionär, heute gibt es Facebook. Auch komplett am Computer durchdesignte Schauplätze sind mittlerweile Standard in Blockbustern. Eine andere Wahrheit, die viele verdrängen, ist, dass Tron selbst kein überdurchschnittlich guter Film war. Handlung und Dialoge waren auch im Original nicht aus Gold. Die Stärken des Films waren seine Idee, seine Spezialeffekte und die einmalige Optik. Dahingehend stellt Tron: Legacy, anders als das Original, keine Revolution dar. Nichtsdestotrotz ist Regisseur Joseph Kosinski ein unterhaltsames Werk gelungen, dass reichlich Zucker für Augen und Ohren bereit hält. Letztere werden schließlich mit einem wummernden Soundtrack von Daft Punk bedient, die übrigens auch eine kurze Nebenrolle im Film spielen dürfen.
Tron Legacy, seit 27.1.2011 in allen Multiplex-Kinos Berlins